Saarbrücker Linke lässt die Muskeln spielen

Saarbrücken. Darüber, dass er gestern zu wenig Anrufe bekam, kann sich Rolf Linsler (Foto: dpa) nicht beklagen. Mit dem Landesvorsitzenden der Linkspartei wollten nach dem guten Abschneiden bei der Kommunalwahl am Sonntag viele sprechen. Dennoch: Ein Anruf, den Linsler erhofft hatte, blieb aus - der Anruf aus der ersten Reihe der Saarbrücker SPD

Saarbrücken. Darüber, dass er gestern zu wenig Anrufe bekam, kann sich Rolf Linsler (Foto: dpa) nicht beklagen. Mit dem Landesvorsitzenden der Linkspartei wollten nach dem guten Abschneiden bei der Kommunalwahl am Sonntag viele sprechen. Dennoch: Ein Anruf, den Linsler erhofft hatte, blieb aus - der Anruf aus der ersten Reihe der Saarbrücker SPD."Bisher gab es nur Anrufe aus der dritten Reihe", sagt Linsler. Anrufe von Sozialdemokraten, die klären wollten, ob die Linke denn bereit sei, die SPD-Bezirksbürgermeister-Kandidaten in den Stadtbezirken West, Mitte und Halberg mitzuwählen. In diesen Bezirken gibt es rechnerische Mehrheiten für SPD, Linke und Grüne. Rolf Linsler will nicht ausschließen, dass die Sozialdemokraten Claus Theres (West), Christa Piper (Mitte) und Burkhard Maurer (Halberg) mit Stimmen der Linken Bezirksbürgermeister werden. Die Linke werde aber nicht mit der dritten Reihe der Saarbrücker SPD um jeden Posten einzeln verhandeln. Die Linke wolle "ein Paket".Das heißt für Linsler, der als Spitzenkandidat seiner Partei selbst ein Stadtratsmandat erzielt hat: Die SPD als stärkste Partei im Rat soll sehr schnell auf Linke und Grüne zugehen, um ein Bündnis zu schmieden. Die Bevölkerung habe die CDU/FDP-Koalition abgewählt, weil sie eine neue Mehrheit im Stadtrat wolle. Diesen "Bürgerwillen" solle die SPD nun schnell umsetzen. Auch die Grünen, die sagen, keine Koalition zu wollen, fordert Linsler zum Nachdenken auf. "Wir biedern uns nicht an", sagt er, aber auf die lange Bank schieben will die Linke die Entscheidung nicht. " Wir wollen keine Pause aus strategischen Gründen", sagt Linsler.Ein solcher strategischer Grund könnte sein, dass die SPD vor der Landtagswahl am 30. August in der Stadt keine formale Koalition mit der Linken eingehen will, spekuliert Linsler. Darauf werde er sich nicht einlassen. "Entweder wir machen Opposition oder wir helfen mit, die Stadt zu regieren", sagt er. "Spielchen" dürfe es nicht geben. Linsler: "Wir sind hier schließlich nicht im Kindergarten."Wenn sich der Stadtrat am 7. Juli zu seiner ersten Sitzung trifft, soll aus Sicht der Linken bereits Klarheit herrschen, wer mit wem zusammenarbeitet. Wenn dieses Paket bis dahin nicht geschnürt sei, werde die Linke auch keine SPD-Bezirksbürgermeister mitwählen. Deren Wahl steht in der jeweils ersten Sitzung der neuen Bezirksräte an: am 2. Juli in West, am 6. Juli in Mitte und am 8. Juli in Halberg.Der Vorsitzende der SPD-Stadtratsfraktion, Ralf Latz, zeigte sich gestern unbeeindruckt vom Muskelspiel der Linkspartei. Er lasse sich "keinen Druck machen". Die SPD bilde jetzt erstmal eine Verhandlungskommission. Welcher Sozialdemokrat auch immer bereits mit Rolf Linsler telefoniert habe, "keiner von denen hat ein Verhandlungsmandat", sagt Latz.

Auf einen BlickDie 63 Stadtratsmandate verteilen sich wie folgt: SPD 18, CDU 18, Linke 11, Grüne 7, FDP 6, Bürgerbündnis/Freie Wähler 2, NPD 1. ols

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