Stadtplanung Zwischen Romantik und Zerstörungswut

St. Johann · Saarbrücken hat einen Sicherheitsdienst beauftragt, der den Bürgerpark zu verschiedenen Tageszeiten kontrolliert

 Ein Teil des Bürgerparks mit der Kongresshalle (links oben) aus der Vogelperspektive.    

Ein Teil des Bürgerparks mit der Kongresshalle (links oben) aus der Vogelperspektive.    

Foto: BeckerBredel

Sein schlechter Ruf ist es, der dem Bürgerpark am meisten schadet. Darüber waren sich alle einig, die sich am Freitag vor der Kongresshalle trafen, um von dort zu einem anderthalbstündigen Spaziergang durch den Park aufzubrechen. Mit von der Partie waren Carmen Dams, Leiterin des Amtes für Stadtgrün und Friedhöfe, und Andreas Heiske, Vorsitzender der Bürgerpark-Initiative.

Dams führte die 21 Bürger durch die herbstliche Anlage und erklärte, was diesen Park zu etwas ganz Besonderem macht. Aber bevor es losgehen konnte, musste sie erst noch eine Frage nach der Sicherheit auf dem Gelände beantworten – denn der Bürgerpark gilt landläufig als gefährliche Gegend, in der sich Drogendealer und Kriminelle tummeln.

„Andere Orte wie der Staden sind viel gefährlicher“, antwortete Dams. „Man kann sich auch hier zumindest tagsüber sicher aufhalten.“ Die Stadt habe einen privaten Sicherheitsdienst beauftragt, der nach dem Zufallsprinzip zu verschiedenen Tageszeiten kontrolliere.

Der „erste postmoderne Park Deutschlands“, so Dams, hat einiges zu bieten. Im Jahr seiner Eröffnung 1989 heimste er gleich den deutschen Landschaftsarchitekturpreis ein. Er gleicht einem verwunschenen Garten: Der Besucher bewegt sich zwischen ruinenhaften Arkaden, weiten Flächen und verschlungenen Pfaden zwischen dichten Hecken.

Hinter Relikten der alten Schlosstreppe steht die begehbare Skulptur des französischen Bildhauers Michel Gérard. Sie vereint Romantik und Industriekultur und passt damit hervorragend ins Bild. „Wanderungen eines Caspar David“, so hat der Künstler sein Werk genannt. Es ist aus Gusseisen gefertigt und bezieht sich laut Gérard auf einen Tagebucheintrag des frühromantischen deutschen Malers Caspar David Friedrich: „Fördere dunkel Erahntes aus den Tiefen der Nacht an das Licht des Tages.“

Heiske sieht darin auch ein Sinnbild für den Bergbau, der für das Saarland so wichtig war. Die Graffiti darauf stören den Vorsitzenden nicht, sondern passen ihm zufolge zum Konzept.

Dennoch lassen die zahlreichen Graffiti auf Skateanlage und Mauern die Frage nach Vandalismus aufkommen. „Das Entfernen ist eine Sisyphusarbeit, dazu haben wir weder das Geld, noch das Personal. Außerdem gehören die Graffiti zu einer lebendigen Jugendkultur dazu“, sagte Dams. Vandalismus sei das für sie nicht.

Schlimmer seien die zerbrochenen Glasflaschen und Splitter, die überall zu finden sind. Dieses Problem sei nur schwer in den Griff zu bekommen, weshalb die Stadt auch die Errichtung eines neuen Brunnens im Park kritisch sehe. 2012 hatten Jugendliche den Brunnen im Rondell zerstört.

Nun wollen Initiative und Stadt die Sanierung vorantreiben und den Park wieder attraktiver machen – auch für Gabriele Ungers (Linke), stellvertretende Fraktionsvorsitzende im Stadtrat Saarbrücken, ein wichtiges Thema: „Wie der Name sagt, ist es ein Park für die Bürger. Sie sollen den Park auch nutzen können, was problematisch sein kann. Der Verein ist engagiert, aber es muss noch mehr getan werden.“

Im August hatte Dams als Vertreterin der Stadt an der Jahreshauptversammlung der Initiative teilgenommen und Fortschritte versprochen (wir berichteten). Was hat sich seitdem getan? Dams nennt eine Reihe von konkreten Schritten: Die geplante Skateanlage stehe kurz vor der Betonierung, außerdem habe die Stadt einen Zuwendungsantrag an den Bund gestellt, um die Beleuchtung durch hellere und umweltfreundlichere LED-Lampen auszutauschen. Demnächst solle es auch einen Planungsauftrag für die Wiederherstellung des Rondells geben.

Es bleibt zu hoffen, dass damit auch der Bürgerpark in ein besseres Licht gerückt wird.

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