Viele Züge entfallen ersatzlos Ratlosigkeit und Ärger bei Saarländern über den Bahnstreik

Saarbrücken · Wegen des Tarifstreits bei der Deutschen Bahn sind auch im Saarland Züge ausgefallen oder mit Verspätung gefahren. Wie reagieren betroffene Pendler auf den Streik der Lokführer?

 Die Anzeigetafel im Saarbrücker Hauptbahnhof. Wegen des GDL-Streiks fallen am Mittwochmorgen unter anderem Bahnverbindungen nach Mannheim, Koblenz, Friedrichsthal und Homburg aus.

Die Anzeigetafel im Saarbrücker Hauptbahnhof. Wegen des GDL-Streiks fallen am Mittwochmorgen unter anderem Bahnverbindungen nach Mannheim, Koblenz, Friedrichsthal und Homburg aus.

Foto: BeckerBredel

Eine Warnmeldung reiht sich an die  andere. Meldungen über Verspätungen und Zugausfälle füllen am Mittwochmorgen die Anzeigetafel im Saarbrücker Hauptbahnhof.  Fahrgäste stehen ratlos am Infostand des Bahnhofs. Der bundesweite Streik, zu dem die Lokführer-Gewerkschaft GDL  aufgerufen hatte, bringt den Fern- und Regionalverkehr auch im Saarland durcheinander.  Für 48 Stunden, von Mittwoch, 2 Uhr, bis Freitag, 2 Uhr, sind die Gewerkschaftsmitglieder im Ausstand. 

Regionalexpress-Züge zum Beispiel auf den Strecken von Saarbrücken nach Trier oder von Saarbrücken nach Mannheim entfallen ersatzlos. Auch einige Regionalbahnen fahren nicht. Teilweise ist ein Bus-Notverkehr eingerichtet. Der Berufsverkehr ist am härtesten betroffen. Bernd Lang aus Dillingen ist auf dem  Rückweg von seiner Nachtschicht in Güdingen nach Hause. Er zeigt sich genervt. „Ich komme von der Nachtschicht und will nach Hause. Durch den Streik brauche ich über eine Stunde länger als üblich. Der Zug, den ich normalerweise nehme, ist ausgefallen, und es gibt auch keinen Ersatz. Gewöhnlich bin ich um 7 Uhr schon zu Hause. Heute fährt der nächste Zug aber erst um 7:31 Uhr, so dass ich erst gegen 8:20 Uhr zu Hause bin“, sagt der 61-Jährige. Er verstehe, dass die Beschäftigten mehr Geld wollen, aber die Deutsche Bahn solle Ersatz-Züge besser organisieren. „Die Betroffenen sind die Berufstätigen. Man weiß doch, dass viele Arbeitnehmer mit der Bahn fahren müssen. Da könnte man doch wenigstens in den Stoßzeiten für Ersatz sorgen“, fordert Lang. Er habe sich an der Information schon erkundigt, wie er am nächsten Morgen fahren könnte, doch dort habe man ihm nicht weiterhelfen können.

Der 32-jährige Frank Toulot aus Saarbrücken hat für die Streikenden kein Verständnis: „Wenn die Lokführer nicht genug Geld verdienen, dann sollen sie gucken, ob sie einen anderen Job finden. Wir müssen alle auf die Arbeit und Geld verdienen, und ich habe jetzt das Problem“, schimpft der Saarbrücker. Für den Mitarbeiter eines Schrotthandels ist es nicht das erste Mal, dass Züge wegen eines Streiks ausfallen. „Ich habe keine andere Möglichkeit, auf die Arbeit zu kommen, außer mit der Bahn. Ich muss jetzt warten, bis ein Zug kommt. Mein Chef ist davon auch nicht begeistert, da wir eigentlich um 8 Uhr morgens starten und ich das auf keinen Fall schaffe und mindestens eine halbe Stunde Verspätung haben werde“, sagt Toulot.

Julia Afgan musste extra früher aufstehen, um trotz des Streiks pünktlich zu ihrem Termin zu kommen. „Ich lebe autofrei und bin sowohl in meinem Privatleben als auch in meinem Berufsleben darauf angewiesen, dass die Bahn pünktlich und zuverlässig fährt“, sagt die 48-Jährige. Sie hat zwar Verständnis für die Streikenden, ärgert sich aber über den Zeitpunkt: „Ich finde es sehr ärgerlich, dass der Streik so kurzfristig und in der Urlaubszeit stattfindet. Außerdem sind die Züge, die fahren, sehr voll, und das ist ein Problem, gerade in der Coronazeit. Auf Abstände und andere Hygienemaßnahmen kann dann nicht mehr geachtet werden.“ Ärgerlich findet die Diplompsychologin außerdem, dass gerade Leute, die bewusst auf Autos verzichten, betroffen sind.

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