Missbrauch an der Uni-Klinik? Zeugen im U-Ausschuss schweigen

Saarbrücken · Die Beweisaufnahme im U-Ausschuss des Landtages zum Missbrauchsverdacht am Universitätsklinikum des Saarlandes (UKS) in Homburg ist ins Stocken geraten.

Zeugen dürfen im U-Ausschuss  zum Missbrauchsverdacht in Homburg nicht mehr reden
Foto: BeckerBredel

Am Dienstag wollte der Ausschuss in der Saarbrücker Congresshalle 14 Zeugen und eine Sachverständige zu den Vorfällen im OP-Bereich der dortigen Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde (HNO) befragen. Da die Anwältin der Opfer jedoch kurz zuvor mitgeteilt hatte, dass zwei ihrer drei Klienten den Ärzten, Krankenschwestern und Sachverständigen im Zeugenstand verbieten, mit dem Ausschuss über ihre Fälle zu reden, war das Gremium gestern zahnlos. Die Klienten der Anwältin entzogen die Entbindung von der Schweigepflicht, da sie der Meinung waren, dass die Persönlichkeitsrechte der Kinder zuletzt nicht gewahrt worden seien.

„Das ist eine sehr schwierige Situation für uns“, sagte Dennis Lander (Die Linke), stellvertretender Ausschussvorsitzender. Die Vorsitzende Dagmar Heib (CDU) werde nun das Gespräch mit der Anwältin suchen, um sie und ihre Klienten umzustimmen. Nur mit den Zeugenaussagen sei es möglich, den Fall aufzuklären. Die „U-Ausschuss-Mitglieder waren in ihren Fragestellungen schon sehr begrenzt“, sagte Jürgen Renner (SPD). „Wir müssen schauen, wie wir das hinbekommen, dass die Persönlichkeitsrechte gewahrt bleiben“, sagte er. Bis dahin ist noch etwas Zeit: Die nächste Ausschusssitzung ist für Dienstag, 27. Oktober angesetzt.

Der diskutierte Verdacht lautet, dass mindestens drei Kinder in der HNO-Klinik missbraucht worden seien. So wurde 2012 nach einer OP bei einem Mädchen eine blutende Wunde im Genitalbereich festgestellt. Zu einer Anzeige gegen Unbekannt kam es damals nicht. Der Mutter des Kindes soll von der Klinik als mögliche Ursache für die Verletzung ein Zäpfchen genannt worden sein, das noch in Stanniol eingepackt gewesen sein könnte (wir berichteten). Erst 2019, nachdem in der Presse Missbrauch-Vorwürfe auftauchten, begann die Staatsanwaltschaft zu ermitteln.

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