Osthafen Zappeln und schwitzen im Dschungelbuch für Szene-Menschen

Saarbrücken · Der Perspectives-Festivalclub ist wieder am Silo. Hier geben sich Chanson-Bands das Mikro in die Hand. Abtanzen bei „Les Yeux d’la Tête.

 Die Musiker von „Les Yeux d‘la Tête“ heizten fast zwei Stunden im  Festivalclub der Perspectives ein.

Die Musiker von „Les Yeux d‘la Tête“ heizten fast zwei Stunden im  Festivalclub der Perspectives ein.

Foto: Tobias Ebelshäuser/Tobias Ebelshaeuser

Es ist ein Ort, der selbst in Saarbrücken eher nur Szenekundigen etwas sagen wird. Für alle anderen gibt’s an der Straße rote Pfeile mit der Aufschrift „Perspectives“.  Die Rede ist vom Sektor Heimat, direkt neben dem Silo am Osthafen, der in diesem Jahr erneut zum Festivalclub gestaltet wurde.

Perspectives vermischt französische und deutsche Kultur in einem Festival, sowohl auf Bühnen als auch im Publikum. „Vermischung“, das ist auch eine ganz gute Überschrift für diesen Abend im Perspectives-Festivalclub. Was genau für diesen atmosphärischen Club in den Mixer geworfen wurde ist allerdings nicht so ganz klar. Ein wenig wirkt es wie „Berliner Nachtklub trifft Dschungelbuch trifft Baumhaus“. Vertrocknete Bäume verzieren den nackten Beton, es flackern Kerzen, seltsame Gemälde schmücken die Wände, in einem improvisierten Regal liegen Bücher herum. Schummrig ist es hier, nur bunte Partylichter erhellen den Raum etwas. Die Bühne ist ausgelegt mit Retro-Perserteppichen, dahinter zappelt eine Videoinstallation aus dem Projektor auf der Wand.

Auf dieser Bühne steht heute Abend „Les Yeux d‘la Tête“, eine Band, für die das Vermischen verschiedener Musikstile ebenfalls an der Tagesordnung ist. Die sechs Musiker aus Paris vermischen am laufenden Band französisches Chanson mit Balkan-Beats und rockig-frecher Musik. „Musik kennt keine Grenzen, keine Limits“, sagt Sänger Benoît Savard selbst während der Show.

Nach nur kurzer Zeit ist nicht mehr ganz klar ob der Dunst in der Luft von der Nebelmaschine stammt, oder von den vielen tanzenden Menschen, die diesen kleinen Betonkasten gnadenlos aufheizen. Das ist nur logisch, denn bei der wilden Musik der Franzosen fällt es schwer, die Füße stillzuhalten. Und ganz nebenbei zeigt die Band, dass man mit Musik nicht nur andere Kultureinflüsse, sondern auch andere Sprachen kennenlernen kann. In einem ihrer Songs huldigen sie ihren musikalischen Idolen, den großen Popstars, von denen sie die englische Sprache erlernt haben. Das geben sie hier in Saarbrücken zurück, indem sie dem Publikum etwas Sprachunterricht geben. „À la folie“, lassen sie das Publikum immer wieder singen, „bis zum Wahnsinn“. Passend, denn diesen Song treiben sie bis zum Wahnsinn auf die Spitze, lassen ihn abebben um ihn dann wieder genauso stark zurückzubringen.

 Der Festivalclub ist wieder am Silo am Osthafen. Der Sektor Heimat, angesagte  Club-Landschaft der Landeshauptstadt, ist Gastgeber des Festivals.

Der Festivalclub ist wieder am Silo am Osthafen. Der Sektor Heimat, angesagte  Club-Landschaft der Landeshauptstadt, ist Gastgeber des Festivals.

Foto: Tobias Ebelshäuser/Tobias Ebelshaeuser

Bei alledem beweist die Band einen sehr langen Atem, fast zwei Stunden nehmen sie die kleine Bühne in Beschlag. Immer wieder kommen Leute rein, die eigentlich lieber auf elektronische Beats von DJs tanzen wollen. „Der Franzose singt ja immer noch“, sagt einer ernüchtert und geht mit seinem Bier wieder nach draußen. Macht aber nichts, denn im Perspectives Festivalclub ist die Nacht ja noch jung.

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