Autorenmeinung Blind vor Wut im Stau

Im Straßenverkehr sollte man seine Wutausbrüche im Zaum halten. Es könnte nämlich sein, dass sie einem auf die Füße fallen. Bei Sperrung der Wilhelm-Heinrich-Brücke geschah dies leider.

Wutausbruch auf Saarbrücker Wilhelm-Heinrich-Brücke
Foto: SZ/Robby Lorenz

Immer dann, wenn’s brenzlig wird, geht’s in die Landeshauptstadt. Weil wichtige Termine vor Baustellen nicht Halt machen. Ganz brenzlig war’s bei der Sperrung der Wilhelm-Heinrich-Brücke vor wenigen Tagen. Wie also nach Alt-Saarbrücken gelangen? Als altes Saarbrigger beziehungsweise Daarler Määde kennt man die Schleichwege. Und als ausgewiesener Schlaumatz geht es von Dudweiler aus durchs Regierungsviertel, um in die Wilhelm-Heinrich-Straße einzubiegen. Doch was sehe ich da? Ganz viele Schlaumatze. Sie verstopfen die Straße, weil vorne, vis à vis zur Ludwigskirche, eine Ampel steht. Als unser Herrgott die Geduld verteilte, bin ich weggelaufen, es hat mir einfach zu lange gedauert. Und so fehlt sie mir auch in dieser Situation. Es geht überhaupt nicht voran, Wut bricht sich Bahn. Ärger staut sich mächtig auf, der Termin rückt immer näher. Alleine im Fahrzeug fängt das Fluchen an. Verdammt, immer diese Baustellen. Nach wenigen Minuten wird in höchst ungesunder Rage das Wendemanöver eingeleitet, um es mal weiter oben, am Schloss vorbei zu probieren. Und dann kommt diese Tusse mir in die Quere. Steht hinten in der Schlange und hupt. „Du blööödi Tuut, du saublööödi Tuut!!!“. Das sind noch die harmlosesten Sätze, die mir unter wildem Gefuchtel und Geschrei  entfleuchen. Alles andere ist nicht zitierfähig.

Am Nachmittag erreicht mich im Büro eine E-Mail. Von einer ehemaligen Schulkameradin. Konny gibt sich als die Hupende zu erkennen. Und beschreibt mir auch, wie ich mich aufgeführt habe. Oh jesses, wie peinlich. Das gudde Määde wollte mich bloß mal aus dem Stau heraus grüßen.

Vielmals Entschuldigung. Aber im Auto wird man gelegentlich zur Bestie.

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