Ideen gesucht für gemeinschaftliches Wirtschaften Workshop in Saarbrücken: Wie aus Energieverbrauchern Strombauern werden könnten

Saarbrücken · Wie und welche Energie soll in Zukunft gewonnen werden? Was können einzelne Verbraucher oder Gruppen tun, um gemeinsam Energie zu erzeugen und zu nutzen? Ein Workshop unter der Überschrift „Meine, deine, unsere Energie: Wege zur Unabhängigkeit“ brachte Menschen miteinander ins Gespräch und sammelte Ideen.

 Eine Workshop-Gruppe im Cohub66 beschäftigte sich mit der Frage, wie Bürger sich konkret an einer nachhaltigen Stromerzeugung beteiligen können und Energie unabhängig werden.

Eine Workshop-Gruppe im Cohub66 beschäftigte sich mit der Frage, wie Bürger sich konkret an einer nachhaltigen Stromerzeugung beteiligen können und Energie unabhängig werden.

Foto: Esther Brenner

Die Energiegenossenschaft Köllertal macht schon seit einigen Jahren vor, wie Bürger gemeinsam große Photovoltaikanlagen bauen und wirtschaftlich betreiben können. Auch die Mainzer Mobilitätsgenossenschaft Vianova mit ihren Elektro-Sharing-Angeboten für Autos und Pedelecs ist auf Wachstumskurs. Und beim Verein Energiewende Saar engagiert man sich schon seit 1986 für eine umwelt- und menschenfreundliche Energieerzeugung.

Vertreter der beiden Genossenschaften und des Vereins waren kürzlich geladen, im Innovationszentrum „Co:hub 66“ in Saarbrücken ihre Erfahrungen mit „Gemeinschaftlichem Wirtschaften“ vorzustellen – und anschließend mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern in wechselnden Konstellationen Fragen umweltfreundlicher Energiegewinnung zu diskutieren. Dabei ging es vor allem um Ideen zum Selbermachen. Und dazu hatten die Teilnehmer viele Fragen zu konkreten Umsetzungsmöglichkeiten von geteilter Mobilität und gemeinschaftlicher Stromerzeugung mit Sonne.

Hoher Beratungsbedarf, viele bürokratische Hürden

Wie wird man Stromerzeugerin, zum Beispiel gemeinsam mit der Nachbarschaft oder in überschaubaren Kooperativen? Wie fängt man das an? Was braucht man dazu? Gibt es Fördermittel? Wer berät? Wer baut? Und wo bekommt man überhaupt qualifizierte Handwerker her für das Kraftwerk auf dem eigenen Dach oder die Ladesäule vorm Haus? Fragen über Fragen hatten die Workshop-Teilnehmer. Diese hatten sie auf Karten aufgeschrieben und auf den drei thematisch unterschiedlichen Workshop-Tischen verteilt, an denen die Experten als Moderatoren und Input-Geber fungierten.

Es kristallisierte sich in den Workshops heraus, dass es weder am Willen und oft auch nicht am Geld scheitere, sondern an dem holprigen Weg von der Theorie in die Praxis. „Die Genehmigungsverfahren sind unterirdisch“, stellte Cyrus Hecker vom Solar-Anlagenbauer Greencells fest – und erntete große Zustimmung. Auch Volker Weber von der BEG Köllertal kann ein Lied davon singen. Aber: Die Teilnehmer waren sich einig, dass es jetzt endlich – durch die Klima- und Energiekrise – Bewegung gibt. Eine gute Zeit für bürgerschaftliches Engagement, gerade auf dem Markt für nachhaltige Energie.

„Es braucht aber einen Kümmerer!“ stellte eine Workshop-Runde heraus. Denn irgendwo müssen die Fäden zusammenlaufen, will man gemeinschaftlich Strom erzeugen, zum Beispiel als Eigentümergemeinschaft auf dem Hausdach oder als Nachbarn.

Die Veranstaltungsreihe „Gemeinschaftliches Wirtschaften” – organisiert vom K8-Institut für strategische Ästhetik der Kunsthochschule Saar, findet statt im Rahmen des Pilotprojekts „co:hub66”, das mehrere Gründungs- und Innovationsinitiativen (Saaris, S:coop) vereint und vom Wirtschaftsministerium gefördert wird. Von dort erwarten die zukünftigen Strombauern nicht nur Beratung, sondern auch finanzielle Unterstützung für Projekte dezentraler Energiegewinnung, ohne die die Energiewende nicht zu schaffen sein wird. Das ist mittlerweile allen klar.

Konkrete Projekte für Solaranlagen im Regionalverband

Und weil es nicht beim theoretischen Geplänkel bleiben sollte, präsentierte die Workshop-Gruppe, die Volker Weber von der BEG Köllertal leitete, gleich Beispiele für mehrere Photovoltaik-Projekte, die man angehen wolle – und zwar auf den Dächern der Kunsthochschule in Saarbrücken, auf dem HDI-Gebäude am Neumarkt und auf der Tennishalle in Dudweiler.

Es gibt Tausende geeigneter Dachflächen, darunter viele große, im Regionalverband. Bisher werden gerade einmal 6,2 Prozent davon für Solaranlagen genutzt (Zahlen der Bundesnetzagentur).

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