Bel Étage Wohnzimmeratmosphäre bei Jeannette Curta

Saarbrücken · Von Oliver Sandmeyer

 Jeanette Curta bei ihrem Auftritt in der Bel Étage.  Léo Fernandes

Jeanette Curta bei ihrem Auftritt in der Bel Étage.  Léo Fernandes

Foto: Léo Fernandes

Vielleicht sind es die Wetterumstände, vielleicht ist es die startende Weihnachtsmarktsaison. Warum sich jedoch heute Abend derart wenige Zuschauer vor die Bühne der Bel Étage der Spielbank Saarbrücken bemüht haben, ist schwer nachzuvollziehen. Auch Harald Bruch, der dortige künstlerische Leiter, ist eine viertel Stunde vor Konzertbeginn etwas ratlos: „Ich hoffe, es kommen noch ein paar Zuschauer.“ Doch dem ist leider nicht so.

Als Sängerin und ehemalige „The Voice of Germany“-Teilnehmerin Jeannette Curta kurz darauf mit ihrer Band die Bühne betritt, nimmt sie es scheinbar locker: „Freitag – da sind die Leute wohl müde. Was meint ihr?“ Ändern kann man es sowieso nicht, Curta besinnt sich einfach auf das Positive und freut sich über die „schöne Wohnzimmeratmosphäre“ im kleinen Kreis – es sind circa 35 Zuschauer gekommen. Was folgt, setzt die alte Musikerweisheit um, dass egal, ob zehn oder zehntausend Zuschauer gekommen sind, alles zu geben.

Für das eröffnende „He loves me“ nimmt die hip gekleidete Sängerin selbst die Gitarre zur Hand und beginnt diesen alleine. Mit der Zeit wird der Sound runder und voller: die Band steigt nach und nach mit in das Lied ein. Gemeinsam spielen die sechs in der ersten Hälfte des Auftritts vornehmlich Songs aus der eigenen Feder. Mal Liebeslieder von Curta, mal Mutmacher, die dazu auffordern das Glück beim Schopfe zu packen, wie das poppige „Ç‘est comme ça“, das mit lautem Posaunensolo von Jan Kamp das Leben feiert. Oder „Notice du Bonheur“, das mit seiner schiebenden Basslinie klarmacht, wer dieses Lied geschrieben hat: Kontrabassist Cristian Walter. Das ruhige „Loving Free“ berührt mit seinem schönen Text und Curtas ausdrucksstarker Stimme, die problemlos alle Höhen und Sprünge meistert.

Der zweite Teil des Sets wird deutlich tanzbarer, was einige Zuschauer gerne annehmen: Neben Nina Simones „Feeling Good“, das Gitarrist Guido Allgaier mit einem tollen Blues-Solo garniert, spielt die Band eine Marching-Band-Interpretation des Gloria Jones Klassikers „Tainted Love“ und ein swingendes Cover von Whitney Houstons „Saving all my love for you“, bei dem Curta es schafft, sich dem Vergleich mit dem Original zu entziehen, indem sie mit der bekannten Gesangsmelodie improvisiert. Mit Überraschungsgast Max Bousso gibt es noch ungewohnte Klänge: Im Duett singen er und Curta auf Swahili „Malaika“, bevor sich zur Zugabe der Kreis schließt: Jeannette Curta sitzt erneut allein mit ihrer Gitarre auf der Bühne und bedankt sich auf musikalische Weise bei Unterstützern und dem Publikum. Wohnzimmeratmosphäre.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort