Jahreswechsel Vom Glück, im Frieden Silvester zu feiern

Saarbrücken · Zwei 17-Jährige und eine 96-Jährige hatten zum Jahreswechsel einen Wunsch gemeinsam: den nach Frieden. Irmgard Reifers hat den Kriegsalltag erlebt, als sie selbst 17 war.

 Lara (links) und Jenny sind 17 Jahre alt und feierten in Saarbrücken in der Silvesternacht. Sie sind froh, dass sie in Deutschland leben – und hoffen, dass sie nie einen Krieg erleben werden.

Lara (links) und Jenny sind 17 Jahre alt und feierten in Saarbrücken in der Silvesternacht. Sie sind froh, dass sie in Deutschland leben – und hoffen, dass sie nie einen Krieg erleben werden.

Foto: Heiko Lehmann

Mit Knallerei, bunten Lichtern am Himmel und leckeren Getränken in den Gläsern wurde in Saarbrücken der Höhepunkt der Silvesternacht gefeiert.

Der Anlauf zum Start ins Jahr begann aber schon viel früher. Bereits am Nachmittag fragte sich die 17-jährige Jenny aus Saarbrücken: „Was ziehe ich an?“ Mit ihrer gleichaltrigen Freundin Lara wollte Jenny auf eine Hausparty gehen. „Spaß haben und erfolgreich das Abitur meistern“, gab Jenny als gemeinsame Ziele im Jahr 2019 aus.

Etwa zur gleichen Zeit machte sich Imgard Reifers mit ihrem Rollator auf den Weg. „Meine Tochter kommt gleich zu Besuch. Wir gehen spazieren“, sagte die 96-Jährige, die im Wohnstift Reppersberg lebt. Irmgard Reifers erlebte schon sehr viele Silvester. Kann sie sich erinnern, wie sie 17 Jahre alt war und vielleicht wie Lara und Jenny an Silvester vor dem Spiegel stand?

Imgard Reifers überlegt kurz. „Als ich 17 war, hatten wir 1939. In dem Jahr fing der Zweite Weltkrieg an. Da war keinem zum Feiern zumute. Geld für tolle Kleider hatte keiner. In den späten 50er-Jahren, als es vielen wieder besser ging, da wurde wieder richtig Silvester gefeiert“, sagt die 96-Jährige.

Die Brüder Heinz und Michael Sicks aus Saarbrücken hatten keine Zeit, am Silvesterachmittag spazieren zu gehen oder sich Gedanken über den passenden Anzug zu machen. Die beiden standen am Herd und kochten Wildgulasch mit Reis. Denn auch in den Jahren 2018 und 2019 gab und gibt es Menschen in Saarbrücken, denen es nicht gut geht und die nur wenig haben.

Die beiden Brüder kochen für die obdachlosen Menschen, die jeden Abend zum Saarbrücker Kältebus kommen, um sich zu wärmen und etwas zu essen.

„Wir haben für etwa 60 Leute gekocht. Es ist noch etwas übrig. Vielleicht kommen in der Nacht noch Hungrige. Wir haben in diesem Jahr bereits das dritte Mal für die Menschen hier gekocht“, sagt Heinz Sicks. Er brachte an Silvester gleich die ganze Familie mit, die beim Verteilen des Essens half.

Als das neue Jahr immer näher rückte, wurde es spannend. Jenny und Lara liefen auf dem Weg zur Party über den St. Johanner Markt und wollten sich später das Feuerwerk am Schloss ansehen.

Irmgard Reifers schaute am Reppersberg um null Uhr aus dem Fenster, aber am meisten hat ihr ohnehin der Spaziergang mit ihrer Tochter Anne gefallen. Die hat einen Hund, findet die Knallerei nicht so toll und glaubt, dass der Stellenwert des Feuerwerks immer kleiner wird.

Apropos Vierbeiner und Feuerwerk: Harald Weisgerber ist schon seit fast 40 Jahren Tierpfleger im Saarbrücker Zoo. „Den meisten Wildtieren macht die Knallerei nichts aus. Da hatte wir noch nie Probleme. Bei Haustieren ist das unterschiedlich. Der Hund meiner Freundin verkriecht sich schon am Nachmittag in den Keller, und mein Hund guckt ganz fasziniert mit uns das Feuerwerk“, sagt der Tierpfleger.

  Beim jüngsten Jahreswechsel in Saarbrücken war jedenfalls die Freude am krachenden oder funkelnden Himmelsspektakel ungebrochen. Mit Tüten, Rucksäcken und sogar Koffern voller Pyrotechnik machten sich Hunderte auf zur Schlossmauer und ließen es dort ausgelassen krachen, als gäbe es kein Morgen mehr.

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