Kolumne „So kann’s gehen“ Marter als egozentrische Kunst

Saarbrücken · Manchmal muss man sich ganz schön schinden, um innerlich vollkommen ruhig und handzahm zu werden.

Sport tut gut, hält den Körper fit und geschmeidig. Man fühlt sich wohl und ausgeglichen. Anders mag das sein, hat man sich hohe, gar olympische Ziele gesetzt. Da kann es hapern mit der Ausgeglichenheit. Was schlecht ist, übt man seinen Sport nicht alleine, sondern mit einem tierischen Partner aus. Den man dominiert und in Panik versetzen kann, von der er sich nur schwer wieder erholt, egal wieviel hunderte Kilo er mehr wiegt, als man selber. Hierzu ist inzwischen wohl nahezu alles gesagt. Sinnvoll wäre es womöglich generell zu überdenken, was mit „Sport“ en Detail per definitionem gemeint sein soll und welche Abart es verdient so bezeichnet zu werden. Ein sehr schönes Prinzip gibt es allerdings, das unbedenklich jeder Zeit angewendet werden darf, wenn Maßlosigkeit grundsätzlich und ausdrücklich zur Sportausübung dazu gehören soll: Selbstausbeutung lautet es. Sich so lange schinden, bis jeder Muskel, jede Sehne schmerzt, sich so überfordern, bis jeder Nerv zuckt, der Schweiß in Strömen über den Rücken rinnt, die Augen langsam vor den Kopf treten und man den Atem nur noch lautstark, qualvoll und stoßweise von sich geben kann. Solche Form der Malträtierung macht nach angemessener Zeit innerlich tatsächlich vollkommen ruhig und handzahm. Man wünscht nur noch in Ruhe gelassen zu werden und bar jeglicher Regung ermattet dahin zu vegetieren. Quält euch, liebe Sportler! Nur zu, keine Hemmungen…

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