Serie „Versteckte Denkmäler“ Wie das Saarbrücker Römerkastell zu seinem Namen kam

Saarbrücken · Die meisten Saarbrücker werden mit dem Namen „Römerkastell“ eine große Bus- und Saarbahnhaltestelle in der Mainzer Straße in Verbindung bringen. Tatsächlich liegen die Überreste des römischen Saarbrückens nur wenige Schritte von der Haltestelle entfernt.

 Teile des ehemaligen Römerkastells in Saarbrücken sind ausgegraben worden und von Besuchern des Geländes zu bewundern.

Teile des ehemaligen Römerkastells in Saarbrücken sind ausgegraben worden und von Besuchern des Geländes zu bewundern.

Foto: Iris Maria Maurer

Im Kreuzungsbereich zweier europäischer Fernstraßen von Metz nach Mainz und Straßburg nach Trier entstand ab dem 1. Jahrhundert n.Chr. hier die gallo-römische Siedlung „vicus saravus“, die im 4. Jahrhundert durch ein spätrömisches Militärlager erweitert wurde. Das Kastell, nach 352 gebaut, bestand aus einem sechsseitigen Trapez mit vier Rundtürmen, und sollte dazu dienen, den Saarübergang, sowie die Kreuzung der Fernstraßen zu sichern. Allerdings ist dieses Kastell wohl nie fertiggestellt worden. Im 5. Jahrhundert wurde es aufgegeben und zerstört. 1925 wurden die Fundamente bei Grabungen freigelegt. In den Jahren 1962 und 2017 folgten weitere Untersuchungen. 2009 konnte ganz in der Nähe ein vollständig erhaltenes römisches Skelett in einem spätrömischen Körpergrab ausgegraben werden. Und man weiß heute, dass weitere römerzeitliche Häuserreste ganz in der Nähe in früheren Jahrzehnten überbaut wurden. Auch die Reste des Mithrasheiligtums am Halberg stehen mit der römischen Siedlung und dem Kastell in Verbindung.

Einige Überreste des Kastells sind heute als gemauerte Vertiefungen in einer Grünanlage in der Straße „An der Römerbrücke“ sichtbar. Denn die Sohle des Kastells lag etwa zwei Meter unter dem heutigen Niveau. Seine Mauern bestanden aus einem Gussmauerwerk mit Rollschichten und im Verband verlegten Sandbruchsteinen, die mit einem Mörtel verbunden waren, der wie häufig in der Römerzeit von einer vorzüglichen Beschaffenheit war. Das Fundament des Nordostturms wurde komplett ausgegraben. Drei gemauerte Stufen mit Schwelle führen noch heute zu einem an dem Turm angelehnten Gebäude, dessen Sandsteinblöcke exakt bearbeitet sind. Auf halbem Weg zu den Fundamenten eines weiteren Turms wurde ein Mauerwerk ausgegraben, das wohl schon vor der Errichtung des Kastells bestanden haben muss. Dort wurde auch der Rest der Fernstraße gefunden, der nur 30 bis 40 cm unter der Erdoberfläche lag. Darüber hinaus sind die Keller von weiteren Wohnhäusern erhalten. Die Keller sind sehr klein, aber man darf sich nicht täuschen lassen, denn römische Häuser waren nicht im Ganzen unterkellert, meist war es nur ein einzelner Raum. In den 1970er Jahren waren in diesen Überresten sogar noch vereinzelt die Ansätze der Fußbodenheizung sichtbar, die mittlerweile verloren sind. Bei einem Spaziergang in dem Gelände kann man noch weitere Treppen, Ecksteine, Reste von Lichtschächten oder sogar Nischen erkennen. In den Fundamenten wurden in den vergangenen Jahrzehnten auch Teile von Terra Sigillata, römisches Gebrauchsgeschirr, Münzen, sowie weitere Kleinfunde ausgegraben und gesichert. In unmittelbarer Nachbarschaft zum Silo, Osthafen und einem neuen großen Möbelhaus wirkt das frei zugängliche Areal heute trotz Hinweisschild und Namensgeber des Ortes etwas vergessen. Obwohl die Anlage gepflegt wird, vereinzelte Bäume Schatten spenden, stehen dort keine Bänke, die zum Verweilen einladen – vielleicht auch wegen der Fastfood-Restaurants ganz in der Nähe.

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