Nachruf Der Vater des St. Johanner Marktes ist tot

Saarbrücken · Mit dem Wandel des St. Johanner Marktes vom Rotlichtviertel zum Szenetreff wird für immer sein Name verbunden bleiben: Rudolf Büchin. Am 5. Juni starb der 85-Jährige.

 Rudolf Büchin.

Rudolf Büchin.

Foto: Privat

Er war ein Mann, der Saarbrücken prägte: Rudolf Büchin, Eigentümer einer großen Werbeagentur in Saarbrücken, war maßgeblich am Wandel des St. Johanner Marktes vom Rotlichtbezirk zum Szenetreff beteiligt. „Er wollte die Welt hier schöner machen“, fasst Matthias Hahn, Gründer der Werbeagentur HDW, den Antrieb von Rudolf Büchin zusammen. Er habe eine Ära im Saarland geprägt, die heute nur schwer zu begreifen sei, wenn man sie nicht selbst erlebt hat. In den 1960er-, 1970er- und 1980er-Jahren sei Büchin das Sinnbild eines Genussmenschen gewesen, sagt Hahn im Gespräch mit unserer Zeitung, „das Klischee eines Werbers“, der mit seinem Porsche vorfuhr und nur auf wenigen Partys fehlte.

Nach seiner Ausbildung an der Werbefachschule in München in den 1950er-Jahren zog es Büchin, in Triberg im Schwarzwald geboren, zunächst nach Stuttgart, wo er bei einer der damals führenden Werbeagenturen arbeitete. Anfang der 1960er siedelte er nach Saarbrücken um und gründete seine Werbeagentur, die sich zu der größten im Saarland und Rheinland-Pfalz entwickelte.

„Rudolf Büchin war eine integrierende Persönlichkeit der Werbewelt“, erzählt Matthias Hahn weiter, der während seiner eigenen Ausbildung mit einem der Söhne Büchins in einer Wohngemeinschaft lebte. „Aus seiner Agentur sind viele noch heute erfolgreiche Agenturen hervorgegangen.“ Sein auch über die Grenzen der Werbebranche hinaus bekanntester Mitarbeiter war Gerd Dudenhöffer, besser bekannt als Heinz Becker, der als Grafiker für Büchin arbeitete.

Auch wenn sein Hauptgeschäft die Werbung war, wird der Sohn eines Bäckermeisters vor allem dafür in Erinnerung bleiben, dass er maßgeblich an der Verwandlung des St. Johanner Marktes beteiligt war. So kaufte er mehrere Häuser in der Umgebung des St. Johanner Marktes und gründete Kneipen und Gaststätten, die innerhalb kurzer Zeit Kultstatus erhielten, etwa die „Stammkneipe“ oder das „Quack-Quack“.

Außerdem war Büchin ein verbindendes Glied zwischen den verschiedenen Szenen Saarbrückens. „Er hat alle gekannt“, erklärt Matthas Hahn die Vernetzung des 1. FCS-Fans. Er habe Künstler mit potentiellen Auftraggebern zusammengebracht und war Mitbegründer der Galerie St. Johann, die seit 1969 bis zu sechs Austellungen im Jahr zeigt. Darüber hinaus war der Werbefachmann auch auf Verbandsebene aktiv. Er war unter anderem Gründungsmitglied des Gesamtverbandes Deutscher Werbeagenturen, im Präsidium des Deutschen Kommunikationsverbandes BDW und engagierte sich als Vorsitzender im damaligen Kommunikationsverband Saar-Lor-Lux.

„Für mich war er ein bisschen ein Vorbild“, schließt Mathias Hahn seine Erinnerungen. Rudolf Büchin starb am 5. Juni im Alter von 85 Jahren in Saarbrücken.

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