Unterricht mal anders Wer darf zum Unterricht beitragen?

Saarbrücken · An einer Saarbrücker Berufsschule referieren regelmäßig externe Experten. Ein Gewerkschafter würde das auch gerne, fühlt sich aber ausgeschlossen. Die Direktorin der Schule widerspricht.

 Das Technisch-Gewerbliche Berufsbildungszentrum (TGBBZ2) am Mügelsberg.

Das Technisch-Gewerbliche Berufsbildungszentrum (TGBBZ2) am Mügelsberg.

Foto: BeckerBredel

Schulbank drücken und sich mit blanker Theorie konfrontiert sehen: ein Graus für viele Schüler. Damit Unterricht nicht immer nur staubtrocken ist, erlaubt das Gesetz im Saarland durchaus, mehr Temperament in den Alltag zu bringen. So bietet etwa eine Berufsschule in Saarbrücken ab und  zu Abwechslung im Stundenplan.

Wie Sibylle Weber-Pohl sagt, kümmern sich Fachlehrer in regelmäßigen Abständen um Gäste, die während der Unterrichtsstunden zu speziellen Themen referieren. Die Leiterin des Technisch-Gewerblichen Berufsbildungszentrums (TGBBZ2): „Experten kommen auf Einladung und berichten während eines zeitlich klar gefassten Rahmens.“  In den jeweiligen Fachabteilungen werde sich abgestimmt, damit der reguläre Stoff des Lehrplans nicht  unter allzu vielen Zusatzelementen leidet. Zu den Angeboten zählten praktische Erfahrungen, die den Unterricht auflockerten und so Spaß am Lernstoff machen sollen. Darum setze Weber-Pohls Schule auf die Kooperation mit dem Allgemeinen Deutschen Automobilclub (ADAC) und der Polizei. Dabei gehe es um Fahrsicherheitstraining „als Ergänzung. Aber die Verantwortung für den Unterricht bleibt bei den Lehrern“, so die Schulchefin.

In diesem Zusammenhang hatte es zuletzt Irritationen gegeben, weil ein Gewerkschafter von einem Unterrichtsverbot sprach, das ausdrücklich seine Organisation getroffen habe. „Kein Gast hält bei uns Unterricht“, verteidigt Weber-Pohl. Vertreter aus Betrieben, ehemalige Schüler, die aus ihrer praktischen Berufserfahrung berichten, sowie gesellschaftliche Organisationen wie Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbände würden zu Vorträgen geladen. Auch Repräsentanten politischer Parteien gehörten dazu. Aber eben immer mit der Maßgabe, den Unterricht um ihre Erfahrungen zu ergänzen und um ein möglichst breites Spektrum auch in einer Schule widerzuspiegeln. Ohne Einflusnahme auf die Meinung der jungen Menschen zu nehmen, unterstreicht die TGBBZ-Leiterin. Ihre Schüler sollten lernen, Stellung zu beziehen. Sie und ihr Lehrerkollegium wollten erreichen, unterschiedliche Meinungen darzustellen. Über den eigentlichen Unterricht hinaus sollen dazu Podiumsdiskussionen beitragen. An denen nehmen nach Weber-Pohls Angaben durchaus auch Gewerkschafter teil. Sie spricht von einer „Bereicherung“.

Auslöser für die Saarbrücker TGBBZ-Leitung, auf dieses Thema einzugehen: Mark Baumeister, saarländischer Geschäftsführer der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG), hatte der Schule vorgeworfen, ihn und seine Institution auszuschließen. Anfragen seinerseits, im Unterricht über Rechte und Pflichten der Ausbildenden aus Arbeitnehmersicht zu informieren, seien nicht einmal beantwortet worden. Dem widersprach die Schulleiterin. In der Vergangenheit seien immer wieder Baumeisters Kollegen zu Gast an der Berufsschule gewesen. Jetzt gehe es darum, einen passenden Anlass im Unterricht dafür zu finden. Der Schuljahresbeginn sei indes wegen organisatorischer Aspekte in der Regel außen vor.

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