Saarbrücken Tafel-Schließung: Wer jetzt den Armen helfen kann

Saarbrücken · „Ingos kleine Kältehilfe“ darf weitermachen. Sozialamt und Arbeitsagentur stellen nach wie vor Lebensmittelgutscheine aus.

Der Aushang am Burbacher Tafel-Haus.

Der Aushang am Burbacher Tafel-Haus.

Foto: BeckerBredel

Wegen der Schließung der Saarbrücker Tafel hat die Linke-Fraktion im Saarbrücker Stadtrat eine Anfrage an Oberbürgermeister Uwe Conradt (CDU) gerichtet. Die sozialpolitische Sprecherin der Linken, Patricia Schumann, erläutert, die Fraktion habe eine Anfrage an den OB gestellt, welche Maßnahmen die Stadt zur Versorgung der Bedürftigen geplant hat, die normalerweise auf den Tafelbetrieb angewiesen sind.

Kinderarmut, Altersarmut, Langzeitarbeitslosigkeit und ein „zerschundenes Sozialsystem“ hätten dazu geführt, dass die Tafeln zu Stützpfeilern der Versorgung bedürftiger Menschen geworden seien. Wenn diese nun aufgrund der Krise ausfallen, müssten Maßnahmen ergriffen werden, um deren Ausfall zu kompensieren.

Oberbürgermeister Uwe Conradt sagte der SZ, er habe mit Verantwortlichen der Tafel gesprochen. Er teile deren Einschätzung, dass die älteren Ehrenamtler, die in Burbach im Einsatz sind, ein hohes Infektionsrisiko tragen, sollte die Tafel geöffnet bleiben. Jede andere Hilfsorganisation hätte die gleichen Probleme.

Conradt sieht die Notwendigkeit, dass Landes- und Bundesbehörden Versorgungsengpässe ausgleichen. Der Verwaltungschef teilt mit, er habe sich am Donnerstag mit einem Schreiben an Ministerpräsident Tobias Hans gewandt und darin unter anderem noch einmal auf die Situation der Tafeln aufmerksam gemacht. Conradt sagt außerdem, auch die Sozialämter müssten sich um diese Menschen kümmern.

Die SPD fordert ebenso, die Armen nicht zu vergessen. Sie seien von der Corona-Krise besonders stark betroffen. „Wir brauchen dringend Regelungen, damit die Armenversorgung weitergeführt werden kann“, sagt Sascha Haas, stellvertretender Vorsitzender der Saarbrücker SPD-Stadtratsfraktion.

Viele Tafeln im Land seien geschlossen, weil sie zu wenige Lebensmittelspenden erhalten oder ihre eigenen Ehrenamtlichen schützen müssen. Der Verein „Ingos kleine Kältehilfe“ jedoch will und darf trotz der jetzt verschärften Vorschriften weitermachen. „Ich bin mit dem Verein in Kontakt getreten, um nach Lösungsmöglichkeiten zu suchen“, sagt Haas. Er hatte sich zudem mit der evangelischen Kirchengemeinde in Verbindung gesetzt. Die von Oberbürgermeister Uwe Conradt am Samstag genehmigte Lösung für „Ingos kleine Kältehilfe“ sieht nach Angaben der zweiten Vorsitzenden Petra Therre so aus: Seit Sonntagabend darf der Verein täglich ab 20.30 Uhr im Garten der Johanneskirche Essen an Obdachlose verteilen. Die Gäste werden in weit auseinandergezogenen Fünfer-Gruppen versorgt. „Wir freuen uns über jede Lebensmittelspende“, sagt Therre  (Kontakt: Tel. 01 74/9 11 78 41.)

Hilfe gibt es auch von Behörden. Lars Weber, Sprecher des für das Sozialamt zuständigen Regionalverbandes Saarbrücken, sagte auf SZ-Anfrage: Wenn jemand kein Geld mehr hat, um sich Essen zu kaufen, könne er nach wie vor beim Sozialamt oder beim Jobcenter Lebensmittelgutscheine erhalten. Das werde so unbürokratisch wie möglich gehandhabt. Zentrale Dienstleistungen wie diese würden in der Corona-Krise aufrechterhalten. Allerdings sei der Wert der Lebensmittelgutscheine als Vorschuss auf spätere Zahlungen anzurechnen.

Außerdem bekomme nur derjenige einen Lebensmittelgutschein, der Kunde beim Sozialamt oder Jobcenter ist. Entsprechende Anträge seien nach wie vor möglich, und sie würden rasch bearbeitet.

Um dem enorm gestiegenen Anrufaufkommen aufgrund des eingeschränkten Kundenverkehrs gerecht zu werden, hat das Jobcenter eine zusätzliche Nummer eingerichtet. Neben der allgemeinen Service-Nummer (06 81) 75 59 51 00 (Montag bis Freitag, 8 bis 18 Uhr), gibt es nun auch die (06 81) 9 70 38 30 00 (Montag bis Donnerstag, 8 bis 15 Uhr,  und Freitag, 8 bis 12 Uhr). Ferner können Anliegen und Unterlagen per E-Mail (Jobcenter-Saarbruecken@jobcenter-ge.de) zugesendet werden. Eine Nutzung der Hausbriefkästen an allen Standorten sei weiterhin möglich. Diese würden täglich geleert, die Post bearbeitet. Das Sozialamt sei erreichbar unter Tel. (06 81) 5 06 49 48 oder 5 06 49 49.

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