Kommentar Mehr Mut zur direkten Ansprache!

Ob, wie und wann man Maske trägt, beeinflusst zunehmend, wie sich Menschen in unserer Gesellschaft selbst sehen – oder gesehen werden. Das Beispiel des Maskenpflicht-Konflikts im Bus zeigt, dass es gar nicht so einfach ist, gut und schlecht, richtig und falsch zu unterscheiden.

 Esther Brenner

Esther Brenner

Foto: SZ/Robby Lorenz

Wer lässt sich schon gerne Denunziantentum vorwerfen? Wohl niemand.

Und doch ist es richtig, ja legitim, andere im öffentlichen Raum auf ein Fehlverhalten hinzuweisen, das alle betrifft. Gerade in Bus oder Bahn, wo es immer wieder zu – auch diskriminierenden – Zwischenfällen, auch zu Gewalt kommt. Allzu oft wird weggeschaut, wenn Kritik oder gar beherztes Eingreifen nötig wären.

Zugegeben: In diesem Fall hätte der Betroffene sich früh als krank und damit nicht maskenpflichtig outen müssen, um die Empörung der Mitfahrer im Keim zu ersticken. Ist das zumutbar? Vielleicht nicht, wenn man ausschließlich mit der Wahrung der Persönlichkeitsrechte argumentiert. Zwischenmenschlich hätte es aber geholfen, zu erklären: „Ich habe Atemnot und ein Attest.“ In einer Gesellschaft, die sich hinter Masken verstecken muss, kommt es auf diese direkte Kommunikation an. Nur so gelingt ein Interessenausgleich – und der soziale Frieden. Es ist leider so: Die Ausnahme von der Regel ist erklärungsbedürftig, um das Gemeinwohl zu schützen.

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