Covid 19, My Sharona, das Unterbewusste und der Verstand-Abschalter. Wenn aus Kevin Corona wird

Kann, wer ein Buch liest, es auch niesen? In Corona-Zeiten scheint unser Kollege jedenfalls nicht weit davon entfernt zu sein.

 Marco Reuther

Marco Reuther

Foto: SZ/Robby Lorenz

Corona gräbt sich langsam aber sicher ins Unterbewusstsein ein. Jedenfalls in meines. Wenn ich etwas lese, wandelt mein Hirn in letzter Zeit ständig Worte um. Da wird aus „Vilnius“ der Virus,  aus dem „Treffen mit Ramona“ wird das „Treffen mit Corona“ und aus „Kevin“ wird „Covid“. Ich habe mich sogar schon dabei ertappt, dass ich zum Oldie-Hit „My Sharona“ von The Knack leise „My Corona“ summe – obwohl die ein- oder andere Liedzeile dann auch noch passen würde („Is it just a matter of time, Sharona/Corona?“ – „Ist es nur eine Frage der Zeit, Sharona/Corona?“). Gestern schließlich, in der Stadtbibliothek Völklingen, lese ich ein Plakat und überprüfe automatisch den korrekten Sitz meines Mund-Nasen-Schutzes, denn da steht in fetten Lettern „Lena niest“ – was sich beim zweiten Hinsehen natürlich als „Lena liest“ herausstellt.

Ja, das hat sich offenbar sehr tief ins Unterbewusste gefressen. Aber immer noch besser eine unterbewusste Leseschwäche als ein bewusster Druck auf den Aus-Knopf für den Verstand. Denn anders kann ich es mir beim besten Willen nicht erklären, dass sich Leute als Verteidiger von Freiheit und Menschenrechten aufspielen, weil Masken tragen und Abstand halten doch so ungeheuer böse und unzumutbar ist, eine Verschwörung von … wem auch immer. Und um die Freiheit zu verteidigen, darf man natürlich ruhig andere Menschen in Lebensgefahr bringen und mal eben in trumpesker Manier aus 20 000 Teilnehmern einer Demo eine Millionen Verstand-Abschalter zaubern. Da bleibt einem nur noch zu sagen: Gesundheit, Lena.

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