Weißer Ring Weißer Ring hilft 138 Verbrechensopfern

Regionalverband · Die meisten brauchten Rat und Geld, nachdem sie jemand vergewaltigt, schwer verletzt oder bestohlen hatte.

 15 Raubopfer aus dem Regionalverband wandten sich im vergangenen Jahr an den Weißen Ring. Denn die Beraubten standen danach buchstäblich mit leeren Händen da. Viele waren so arm, dass sie nicht einmal Geld für Lebensmittel hatten. Der Weiße Ring half.

15 Raubopfer aus dem Regionalverband wandten sich im vergangenen Jahr an den Weißen Ring. Denn die Beraubten standen danach buchstäblich mit leeren Händen da. Viele waren so arm, dass sie nicht einmal Geld für Lebensmittel hatten. Der Weiße Ring half.

Foto: dpa/Arno Burgi

Der Mann vom Weißen Ring ist da. Spätestens 24 Stunden, nachdem sein Verein von der Tat erfahren hat. Natürlich nur, wenn das Opfer das will. Der Helfer hört aufmerksam zu, spürt, wie Dämme brechen bei den Frauen und Männern, die ihm gegenüber sitzen.  Endlich können sie raus, die Wut und die Ratlosigkeit.

104 Frauen und 34 Männer aus dem Regionalverband  wandten sich 2017 an den Weißen Ring, die Hilfsorganisation für Verbrechens­opfer. Das sagte am Dienstag Werner Kaspar. Er leitet die Außenstelle Saarbrücken. Kaspar macht das ehrenamtlich wie die 18 weiteren Helfer, die im Regionalverband da sind, wenn Menschen Hilfe vom Weißen Ring brauchen.

In Gesprächen mit den Verbrechensopfern geschult, wissen Kaspar und seine Leute, worauf es ankommt. „Wir sind ja häufig die Ersten, mit denen die Opfer ohne Belastung reden können. Womöglich mussten sie sich gerade noch zuhause fragen lassen, warum sie ihre Wertsachen nicht besser geschützt haben“, sagt Kaspar.

Oft sind solche Gespräche der erste Lichtblick nach harten Zeiten. Gerhard Ruloff, der Öffentlichkeitsarbeiter im Saarbrücker Team, freute sich, als einem der Ratsuchenden am Ende sogar ein Lächeln im Gesicht stand.

Ganz vorn in der Statistik waren voriges Jahr 34 Körperverletzungen und die Leidtragenden, gefolgt von 31 Diebstählen, 20 Sexualstraftaten und 15 Raubdelikten. Eine der Bestohlenen, eine alte Dame, hatte nicht einmal mehr Geld für ein Brot. Und da waren die Einbrüche, bei denen Verbrecher Wohnungen und Menschenleben auf den Kopf gestellt hatten. Zurück bleibt die Angst, dass der Verbrecher wiederkommt. Mitten in der Nacht.

Unvergessen bei den Helfern sind die Tötungsdelikte. Häufig können die Angehörigen der Getöteten nicht mehr dort wohnen, wo das Verbrechen passiert ist.

Da heißt es zuzuhören, Soforthilfen auszuzahlen und Kontakt mit der Bundesgeschäftsstelle des Weißen Rings aufzunehmen, um womöglich weitere Unterstützung zu beantragen. Dann gilt es, mit den Betroffenen die nächsten Wege abzustecken, damit das Leben weitergeht. Das können die Leute vom Weißen Ring, weil sie Teil eines großen Helfernetzes im Regionalverband Saarbrücken sind.

Dazu gehören unter anderem der Verein Aldona mit seinen Beratungsangeboten für Migrantinnen und Prostituierte und die Interventionsstelle der Caritas für Opfer häuslicher Gewalt.

„Ich hatte schon das Gefühl, dass wir 2017 noch mehr zu tun hatten als im Jahr zuvor“, sagte Werner Kaspar gestern. Denn es gab zwar neun Fälle weniger als 2016, aber in vielen steckte eine gehörige Portion Beratungsarbeit. Außerdem zahlte die Hilfsorganisation 29 009 Euro, um Betroffenen im Regionalverband zu helfen. Im Jahr zuvor brachte der Verein in der Region 13 505 Euro für Hilfszahlungen an Verbrechensopfer auf. Vieles ist eine Vorleistung. Bis der mutmaßliche Täter verurteilt ist und es Geld vom Staat gibt, können die Betroffenen einfach nicht warten.

Sicher, viel Leid wird bleiben, wenn nichts mehr ist, wie es war. Kaspar nennt ein Beispiel: „Die Mutter liegt auf dem Friedhof. Der Vater sitzt im Gefängnis. Die Kinder stehen vor dem Nichts.“ Helfen wollen Kaspar, Ruloff und die anderen gerade dann, so gut es nur geht.

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