Saarbrücken Das Puppenland ist halb leer

Es ist nicht so furchtbar lang her, dass unsere Tochter noch mit Stofftieren, Lego und Playmobil gespielt hat. Mein letzter Besuch in einer  Spielzeug-Abteilung ist höchstens sechs, sieben Jahre her.

 Susanne Brenner

Susanne Brenner

Foto: SZ/Robby Lorenz

Vor ein paar Tagen hat es mich mal wieder dort hin verschlagen. Und ich war überrascht. Zum einen erkenne ich die Hälfte der Spielsachen schon gar nicht mehr. Aber das ist in unseren schnelllebigen, auf immer neuen Konsum ausgerichteten Zeiten ja nichts Besonderes. Viel auffälliger dagegen: Es war nicht viel los. Ich erinnere mich noch an Vorweihnachtszeiten mit mörderischem Gewimmel und Schlangen an den Kassen. Gut, ich war nicht an einem Samstag in der Stadt, aber das war ich früher möglichst auch nicht. Der Verdacht liegt nahe: Die Leute kaufen Spielzeug immer öfter im Internet. Ist ja auch praktisch: ein Klick, und das Paket kommt nach hause.

Aber was bedeutet das für die Kinder? Als unsere Tochter klein war, gab es in Saarbrücken nicht nur in Kaufhäusern Spielzeug. Es gab zwei wunderschöne, große Spielzeugläden. Mit der Kleinen in diesem Märchenland aus Puppen, Eisenbahnen und Bilderbüchern zu stöbern war das Schönste. Hier entstanden ihre Weihnachtswünsche. Nach dieser einen Puppe, nach dieser bestimmten Lok für die Eisenbahn. Beide Läden haben vor nicht mal zehn Jahren zu gemacht. Und die Kinderwelt hat sich verändert.

Wo finden die Kleinen von heute denn ihre Weihnachts- und Geburtstagswünsche? Sie können sich ja nicht mehr die Nase am Schaufenster der Spielzeugläden platt drücken. Wo findet man heute als Kind seine kleine Sehnsucht? Diesen einen Wunsch, dessen mit Spannung erwartete Erfüllung den Zauber der Heilig-Abend-Bescherung ausmacht? Vielleicht im Prospekt von Aldi, Lidl und Co.? Wo billig produzierter Plastik-Krempel angehäuft wird? Oder, wahrscheinlicher, in der Fernsehwerbung. Da prasseln dann die Einfälle der Werbe-Agenturen auf die Kleinen ein – und Mama bestellt, klick-klick, im Internet. Ich bin wahrscheinlich einfach altmodisch und zu romantisch. Aber ich finde halbleere Spielzeugabteilungen deprimierend. Weil es dann womöglich bald nicht mal die mehr geben wird.

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