Saarländisches Staatstheater Weihnachten ist allerhand Theater angesagt

Saarbrücken · Feiern oder nicht feiern? Das ist hier die Frage. Für Theaterleute nicht unbedingt. Denn die haben an den Festtagen Hochbetrieb. Ein Besuch hinter den Kulissen.

 Das Saarländische Staatstheater in weihnachtlichem Rot. Hinter der Fassade wird auch an den Weihnachtstagen gearbeitet.

Das Saarländische Staatstheater in weihnachtlichem Rot. Hinter der Fassade wird auch an den Weihnachtstagen gearbeitet.

Foto: Honkphoto/SST/HONKPHOTO HOLGER KIEFER

Wie ist das, wenn man an Weihnachten arbeiten muss? Die Frage betrifft nicht nur Pflegeberufe, die Polizei oder die Feuerwehr, sondern auch die Künstler und Mitarbeiter des Saarländischen Staatstheaters. Klar, der Heilige Abend ist frei, aber der erste und zweite Weihnachtsfeiertag sind nun mal sehr beliebte Theatertage beim Publikum, da fährt das Mehrspartenhaus volles Programm.

Theaterleute sind es daher gewohnt, dass an Weihnachten gearbeitet wird. Katja Reichert, Hauptdarstellerin des Musicals „Marguerite“, spielt zwar erst am 26. Dezember, muss aber den ersten Weihnachtsfeiertag komplett im Zug von Österreich nach Saarbrücken sitzen, weil sie in Wien mit ihrem Mann den Heiligen Abend verbringen wird. „Mein Mann arbeitet auch am Theater, er ist das also auch gewohnt“, sagt die Sängerin. Auf die Zugfahrt freue sie sich sogar: „Das wird ganz bestimmt ein Chaos, die Leute werden am Ende ihrer Nerven sein. Und ich werde dasitzen und mir das anschauen, ich find das dann lustig.“

Sowieso sei das Theater eine Ersatzfamilie für sie, da sei sie nicht traurig, wenn sie nicht alle Feiertage mit der Familie verbringen könne. „Meine Familie ist eine typische Scheidungsfamilie. Jeder feiert dann woanders, irgendwann gab’s dann nicht mehr das typische Fest.“ In vielen Familien gebe es außerdem viel Stress an Weihnachten, das sei in der Theaterfamilie anders.

Bemerkt sie denn auch einen Unterschied bei den Zuschauern? „Das empfinde ich tatsächlich so. Vielleicht spiegelt man auch nur sein eigenes Gefühl, aber man merkt ja auch schon den Unterschied von einem Dienstagabend zu einem Samstagabend. An Weihnachten und Silvester sind die Leute anders drauf. Und schöner angezogen!“

Für Pina Böhler ist das alles ähnlich, auch ihr Mann arbeitet am Theater. Die Maskenbildnerin stammt aus Italien, wohnt aber schon lange im Saarland. Am Theater arbeitet sie seit über 40 Jahren. „Mir gefällt die Weihnachtsstimmung im Großen Haus. Etwa, wenn unter den Weihnachtsbaum Wichtelgeschenke gelegt werden“, sagt sie. Der große Weihnachtsbaum steht in einem Vorraum, den die Theaterleute „Bahnhof“ nennen.

Für Maskenbildnerin Sandra Huber ist es dagegen schon eine Einschränkung, an Weihnachten arbeiten zu müssen. „Meine Eltern wohnen in der Schweiz, das ist dann schon etwas traurig, weil es sich nicht lohnt, für einen Tag nach Hause zu fahren. Wir haben auch schon vor- oder nachgefeiert, aber das ist nicht das Gleiche.“

Beleuchtungsmeister Daniel Müller kennt das Arbeiten an Weihnachten schon von klein auf – sein Vater hatte den gleichen Job am Staatstheater. Seine Frau weiß auch, wie es ist, sie arbeitet als Altenpflegerin.

„An Heiligabend kommt dann auch wirklich die ganze Familie zusammen, das ist vielleicht etwas komprimierter als in anderen Familien“, sagt Müller. Allerdings hat er dieses Jahr auch am ersten Weihnachtsfeiertag frei. „Wir verteilen die Dienste an den Feiertagen in der Planung so, dass das gerecht ist.“ Wenn es so weit ist, merke man schon, dass Weihnachten ist. Etwa daran, dass der eine oder andere Kollege selbst gebackene Kekse mitbringe, die während des Auf- und Abbaus gegessen werden.

An der Kasse des Staatstheaters sitzt seit 25 Jahren Sylvia Philippi. Sie ist begeistert von der Weihnachtsstimmung im Theater: „An Weihnachten ist eine andere Stimmung im Haus, ich fühle mich da immer sehr wohl. Das ist etwas ganz Besonderes, es ist festlicher, die Leute sind besser gelaunt. Das macht Spaß, da gibt’s keinen Stress.“ Ganz im Gegensatz zur Vorweihnachtszeit, die sei für die Kassenfrau Stress pur. „Das ist dann sowohl viel Verkauf als auch ganz viel Beratung, weil die Leute nicht wissen, was sie schenken sollen. Das ist schon anstrengend.“

An Weihnachten selbst kämen dann nur noch ein paar Leute, die noch spontan ins Theater wollten und fragten, ob es noch Karten gebe. „Die freuen sich dann, wenn sie noch welche kriegen.“

 Katja Reichert (sitzend) wird von den Maskenbildnerinnen Pina Böhler (links) und Sandra Huber für ihre Rolle der Marguerite vorbereitet.

Katja Reichert (sitzend) wird von den Maskenbildnerinnen Pina Böhler (links) und Sandra Huber für ihre Rolle der Marguerite vorbereitet.

Foto: Sebastian Dingler
 Marguerite-Darstellerin Katja Reichert mit Beleuchtungsmeister Daniel Müller in dessen Beleuchterkabine.

Marguerite-Darstellerin Katja Reichert mit Beleuchtungsmeister Daniel Müller in dessen Beleuchterkabine.

Foto: Sebastian Dingler

Der Generalintendant des Staatstheaters, Bodo Busse, feiert das Weihnachtsfest mit seiner Mutter Christa und seiner Familie im Allgäu. „Das ist natürlich wunderschön. Aber auch im Theater sind die Weihnachtstage etwas ganz Besonderes, denn die vielen Kolleginnen und Kollegen, die vor und hinter den Kulissen arbeiten, gehören ja  zur Theaterfamilie. Auch da gibt es innige, besinnliche und unvergessliche Momente.“

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