Kommentar Nicht alleine fassungslos

Schande? Geistiges Armutszeugnis? Wer fassungslos auf seine Wasserrechnung blickt - der möge sich erinnern: „Ich verstehe meine Wasserrechnung nicht, obwohl ich mir jedes Mal, wenn sie kommt, wieder Mühe gebe, dieses computerausgedruckte Kauderwelsch, zu verstehen.“ Das verriet einst öffentlich Bundeskanzler Helmut Schmidt in seiner Regierungserklärung von 1976. Loriot machte daraus einen legendären Zeichentrickfilm, den jedes Jahr Millionen Menschen im Internet abspielen.

Wasserrechnung und Konzessionsabgabe sind schwer zu verstehen
Foto: SZ/Robby Lorenz

Warum? Weil es gut tut, zu wissen, dass man nicht der einzige ist, der all das nicht kapiert. Und dass selbst schon die Klügsten vor der Wasserrechnung kapitulieren mussten. Dann darf uns das auch mal passieren.

Aber beim Wasser ist nicht nur die Rechnung schwer zu verstehen. Auch die Sache mit der Konzessionsabgabe verwirrt. Warum müssen Stadtwerke in ganz Deutschland Konzessionsabgaben gemäß einem Gesetz aus der Nazizeit (von 1941) bezahlen? Warum sagen wir nicht einfach: Stadtwerke leisten einen Beitrag zum Stadthaushalt? Wäre doch ehrlicher, oder? Dann wäre auch klar: Wer Wasser trinkt, der unterstützt die Stadt. Und dann würde auch jeder verstehen, dass es eine Schnapsidee ist, Wasserwerke zu privatisieren. Sicher, auch private Wasserfirmen müssten Konzessionsabgabe bezahlen. Aber sie würden auch Profit wollen und dann würden die Preise noch ganz anders klettern. Womöglich müssten die Städte sogar um die Versorger konkurrieren – also ihre Konzessionsabgaben senken und dann auf Geld verzichten. Nicht auszudenken.

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