Fußball-Bundesliga Freudenbringer oder Versuchskaninchen?

Regionalverband · Ab diesem Samstag rollt der Ball wieder: Die wegen der Corona-Pandemie unterbrochene Saison in der Fußball-Bundesliga wird mit Geisterspielen fortgesetzt. Was halten Amateur-Fußballer, Fußball-Fans, Vertreter anderer Sportarten und Menschen, die Sport nicht zu ihren Hobbys zählen, davon?

 Der Kölner Mark Uth schießt im leeren Borussia-Park einen Eckball. Das Stadion fasst bei Liga-Spielen 54 000 Zuschauer. Die Partie am 11. März zwischen Borussia Mönchengladbach und dem 1. FC Köln fand wegen der Corona-Pandemie ohne Zuschauer statt. Die Borussia gewann das erste Geisterspiel der Bundesliga-Geschichte mit 2:1. Bis auf Weiteres wird es in der Bundesliga, deren Saison jetzt fortgesetzt wird, nur noch Geisterspiele geben.

Der Kölner Mark Uth schießt im leeren Borussia-Park einen Eckball. Das Stadion fasst bei Liga-Spielen 54 000 Zuschauer. Die Partie am 11. März zwischen Borussia Mönchengladbach und dem 1. FC Köln fand wegen der Corona-Pandemie ohne Zuschauer statt. Die Borussia gewann das erste Geisterspiel der Bundesliga-Geschichte mit 2:1. Bis auf Weiteres wird es in der Bundesliga, deren Saison jetzt fortgesetzt wird, nur noch Geisterspiele geben.

Foto: dpa/Roland Weihrauch

Die Deutsche Fußball Liga (DFL) kämpfte darum, dass die Saison in der Fußball-Bundesliga trotz der Corona-Pandemie zu Ende gespielt wird. Außer mit wirtschaftlichen Aspekten argumentierte die DFL unter anderem damit, dass der Fußball als die mit Abstand beliebtestes Sportart in Deutschland den Menschen in der Krise Abwechslung biete. Die Politik erlaubt bis auf Weiteres aber nur Geisterspiele ohne Zuschauer in leeren Stadien. Freuen sich Menschen im Regionalverband auf die an diesem Samstag, 16. März, wieder beginnende Bundesliga? Wir haben uns bei Hobbyfußballern, Fans, Vertretern anderer Sportarten und Leuten, die nicht besonders sportbegeistert sind, umgehört.

Felix Laufer, Kapitän bei Fußball-Saarlandligist SV Auersmacher, sagt: „Ich bin zwiegespalten. Als passionierter Fußballer bin ich natürlich erst mal froh, dass die fußballfreie Zeit rum ist. Wieder Live-Fußball zu sehen ist eine gelungene Abwechslung zu dem tristen Alltag, in dem man sich nicht treffen und wenig machen kann.“ Der 23-Jährige ergänzt: „Andererseits kann ich jeden verstehen, der sagt, dass der Fußball hier eine Sonderrolle einnimmt. Jeder muss sich im Alltag an den Mindestabstand halten – und am Samstag treffen mindestens 22 Spieler aufeinander, die keinerlei Abstände einhalten.“

Obwohl sie nicht fußballbegeistert ist, befürwortet Silke Meyer den Wiederbeginn der Bundesliga. „Ich finde es gut, weil viele Leute Freude daran haben“, sagt die 42-Jährige aus Riegelsberg, die im Püttlinger Krankenhaus als Krankenschwester arbeitet. „Medizinische Bedenken habe ich keine, da die Akteure ja regelmäßig getestet werden.“

Oliver Fourman aus Alt-Saarbrücken ist kein Fußball-Fan, wenn er sich auch ab und an mit Freunden Spiele in der Kneipe anschaut. Der 42-jährige Informatiker ist, was das Thema Bundesliga-Wiederbeginn angeht, zwiegespalten: „Von der Vernunft her müsste man eigentlich noch warten. Andererseits sagen die Vereine ja, dass es, wenn es jetzt nicht weitergeht, vielleicht überhaupt nicht mehr weitergeht.“

Dass die Clubs im Falle eines Saisonabbruchs wirtschaftlich große Schwierigkeiten bekommen würden, ist ein Punkt, der Matthias Alter aus Saarbrücken-Malstatt am Profi-Fußball stört. „Die Vereine jammern, dass ihre Existenz im Falle eines Abbruchs gefährdet wäre. Die Clubs geben Millionen Euro für Spieler aus – und haben dann keine Rücklagen? Das kann ich nicht verstehen“, erklärt der 33-Jährige. Der Versicherungs-Fachwirt, der Fan von Fortuna Düsseldorf ist, ergänzt: „Fußball ist ja eigentlich für die Fans im Stadion. Wenn die durch Geisterspiele ausgesperrt sind, geht es nur ums Geld machen.“ Für ihn ein Grund, den Wiederbeginn nicht zu verfolgen. „Ich werde mir das nicht anschauen“, kündigt Alter an. „Ob ich das allerdings bis Saisonende durchhalte, weiß ich noch nicht“, ergänzt er – und lacht.

Ebenfalls keine Live-Spiele verfolgen will Robin Scheid – und das, obwohl der Torwart von Fußball-Verbandsligist FC Rastpfuhl großer Fan des runden Leders ist. „Ich empfinde eher wenig Vorfreude auf die Bundesliga“, erklärt der Student. Und der 25-Jährige sagt: „Ich setzte mich aber auch generell nicht vor den Fernseher, um Bundesliga zu schauen. Ich verbringe meine Wochenenden lieber auf dem Sportplatz.“ Dass er im Amateurbereich bald wieder spielen oder Begegnungen als Zuschauer verfolgen kann, glaubt Scheid nicht: „Tests, wie es sie in der Bundesliga gibt, sind ja im Amateur-Bereich nicht machbar, weil die Vereine sich das nicht leisten können.“

Heiko Jungblut, der in Riegelsberg lebt und als Lehrer in Ludweiler arbeitet, ist kein Freund davon, dass der Ball wieder rollt: „Den Bundesliga-Start sehe ich kritisch. Natürlich fiebern die Fans dem Ereignis entgegen. Allerdings wird dies auf dem Rücken der Spieler und der Mitarbeiter der Clubs ausgetragen. Diese sind einem hohen gesundheitlichen Risiko ausgesetzt, da körperliche Nähe fast unvermeidlich ist“, erklärt der 39-Jährige, der Tennis beim TC Waldhaus spielt. Dass in „seiner“ Sportart die großen ATP-Turniere noch nicht wieder gespielt werden, hält der Lehrer für vernünftig. „Die Spieler treffen im Vergleich zu Mannschaftssportlern zwar auf wesentlich weniger Menschen im sportlichen Bereich, allerdings müssen alle ständig von Turnier zu Turnier reisen. Sie treffen im Wochenrhythmus auf Personen aus einer Vielzahl von Ländern. Das Risiko potenziert sich dadurch immens.“

Alexander Hewener, der kommende Saison den Handball-Oberligisten HSG Völklingen trainieren wird, findet den Umgang seines Verbandes mit der Corona-Pandemie besser als den der DFL. Der Deutsche Handball-Bund (DHB) hat die Saison in allen Ligen abgebrochen. „Das war meiner Meinung nach richtig, weil wir noch zu wenige Informationen zum Corona-Virus haben“, erklärt der 33-Jährige – und ergänzt: „Ich finde es nicht gut, dass gerade der Fußball der erste Sport ist, der wieder startet. Ich bin zwar kein Mediziner, aber ich würde behaupten, dass in Sportarten wie Tennis oder Golf, die noch pausieren, das Risiko geringer ist. Die Fußballer sind jetzt quasi das Versuchskaninchen.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort