Obsternte im Saarland Wohin mit der reichen Ernte dieses Jahr?

Schmelz/Rehlingen · Gemüsepflanzen und Bäume gegen Corona-Frust: Viele junge Familien haben während der Pandemie ihre Liebe zum Gärtnern entdeckt. Doch was tun jetzt mit der Ernte?

 Mirabellen en masse: Nicht nur bei Alois Konter in Fremersdorf hingen die Bäume in diesem Jahr voller zuckersüßer Früchte.

Mirabellen en masse: Nicht nur bei Alois Konter in Fremersdorf hingen die Bäume in diesem Jahr voller zuckersüßer Früchte.

Foto: Ruppenthal

Erstmals selbst gesäte Radieschen, Tomaten und Petersilie oder auch ganze Beete mit Kartoffeln und Gemüse sowie Bäumen voll Obst: Der neue Hobbyboom „Gärtnern“ als Freizeitausgleich Älterer erreicht in Corona-Zeiten im Saarland jetzt auch immer mehr junge Leute. Das wirft aber bei den Garten-Neueinsteigern zum Ende der Sommersaison auch Fragen auf wie: Was tun mit Fallobst und einem Überfluss an Beeren oder Mirabellen? Oder: Lässt sich aus dem heimischen Garten nicht nur hochprozentiger Obstbrand sondern auch eigenes Desinfektionsmittel gegen Corona herstellen?

„Wir haben in unserer Geschäftsstelle und in den Vereinen derzeit ganz, ganz viele Anfragen“, sagt die Geschäftsführerin des Verbandes der Gartenbauvereine Saarland/Rheinland-Pfalz, Monika Lambert-Debong, im Kulturzentrum Bettinger Mühle in Schmelz. Dort lockt ein bäuerlicher Lehr- und Versuchsgarten Interessenten. Von den 45 000 Mitgliedern des Verbandes in 360 Obst- und Gartenbauvereinen kommen etwa drei Viertel aus dem Saarland, obwohl es hier viel weniger Einwohner gibt als im benachbarten Rheinland-Pfalz, dem selbst ernannten Land der Rüben und Reben. „Vor allem junge Leute, die im Saarland Häuser kaufen oder bauen, widmen ihr Augenmerk zusehends auch dem Garten, weil sie sich sagen: Hier können wir selbst einen Beitrag leisten für mehr Klimaschutz und Artenvielfalt“, betont die Chefin der Gartenbauvereine und fügt hinzu: „Die Gartenbaubranche hat dieses Jahr die Umsätze ihres Lebens gemacht.“

Lambert-Debong nennt auch ein eindrucksvolles Beispiel aus der eigenen Verbandsarbeit: „In Rehlingen, dem Ort mit einem der aktivsten Obst- und Gartenbauvereine im Land, haben wir in diesem Jahr schon über 60 neue Mitglieder gewonnen, fast alles junge Familien.“ Doch auch von „alten Hasen“ in Sachen Hobby-Gärtnern kämen im trocken-heißen Sommer 2020 viele Anfragen zu Themen wie Sonnenbrand an Pflanzen, richtiges Gießen oder Heckenschneiden. Informiert wird in der Regel kostenlos in den Vereinen, nach dem Motto: „Wer nicht Mitglied ist, kann Mitglied werden.“ Das, so Lambert-Debong, koste je nach Verein manchmal weniger als zwei Euro pro Monat. Für Mitglieder gebe es zudem auch Gartengespräche vor Ort, dazu Pflanzentauschbörsen, kostenpflichtige Gartenseminare und Fachwart-Lehrgänge als Fortbildung.

„Trotz Trockenheit war die Ernte in den saarländischen Obst- und Gemüsegärten bisher sehr gut“, bilanziert die Gartenbau-Geschäftsführerin: „Die Probleme mit Krankheiten und Schädlingen hielten sich einigermaßen in Grenzen. Nur wer wenig gegossen hat, hat auch keine großen Erträge erzielen können.“ Andere haben teils Obst im Überfluss und sollten dennoch immer bemüht sein, alles vernünftig zu verwerten: „Da kann man aus Zwetschgen oder Pflaumen durchaus ein paar Kuchen vorbacken und für den Winter in die Gefriertruhe packen“, rät Lambert-Debong: „Dazu Gelee- und Marmelade-Herstellung aus Himbeeren oder Brombeeren und eigenes Apfelkompott in Gläser packen.“ In den Keltereien und Brennereien der Obst- und Gartenbauvereine könnten zudem viele Obstsorten zu Saft und Alkohol (gegebenenfalls wohl auch zu Desinfektionsmittel) verarbeitet werden. Das Ganze nach dem werbeträchtigen Slogan des Verbandes der Obst- und Gartenbauvereine: „pflanzen, pflegen, pflücken und genießen.“ (Siehe auch Lokales)

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