Bauaufträge für junge Architekten Warum ein junger Architekt lieber gleich in die Schweiz ging

Saarbrücken · Diskussion über die Schwierigkeiten des Berufsnachwuchses, hierzulande an Aufträge zu kommen. Das knifflige Vergaberecht ist nur einer der Gründe.

Junge Architekten haben es schwer, Bauaufträge zu bekommen und sich mit eigenen Büros zu etablieren. So lautete der Ausgangsbefund einer Podiumsdiskussion in der Architektenkammer des Saarlandes, die unter der Moderation des Berliner Architektur-Journalisten David Kasparek nach den Gründen suchte.

Anlass war die Eröffnung einer Wanderausstellung des Bundes Deutscher Architekten (BDA) Saar, die noch bis zum 7. Dezember Preisträger des BDA-Wettbewerbs 2016 für junge Architekten vorstellt. „Von den 42 eingereichten Arbeiten aus fünf Bundesländern kam bedauerlicherweise nur eine aus dem Saarland“, sagte der Vorsitzende des BDA Saar, Architekt Carsten Diez, zu Anfang.

Der Name des BDA-Wettbewerbs „max40“ verweist schon auf einen Teil des Problems: Noch mit 40 werden Architekten in der Branche als jung erachtet, da haben sie bloß noch 27 Jahre bis zur Rente. Ein Vorurteil, mit dem junge Architekten immer zu kämpfen hätten, besage, dass man ein Gebäude erst fünfmal gebaut haben müsse, bevor man es sicher bauen könne, sagte Joachim Raab.

Raab gewann mit seinem Büro „o5 Architekten“, das er 2006 mit Studienfreunden gegründet hatte, den ersten Preis des Wettbewerbs. Er wollte eine Lanze für die Jungen brechen: „Sie sind hoch motiviert und können es sich gar nicht leisten, ein Gebäude an die Wand zu fahren.“

Bestätigung erhielt er unter anderem von Architekt Klemens Ahlbäumer, der für die Immobilien-Vermögensverwaltung beim Versorgungswerk der saarländischen Ärztekammer zuständig ist. Die Ärztekammer hatte für die Renovierung ihres Gebäudes in der Hafenstraße mit einem Volumen von 20 Millionen Euro einem jungen Büro den Zuschlag gegeben. Ahlbäumer: „Wir waren angenehm überrascht, wie gut das mit diesem Büro geklappt hat.“

Als ein zentrales Problem bezeichnete Raab, dass junge Architekten kaum noch an Wettbewerben teilnehmen könnten, um so größere Bauprojekte zu realisieren. Weshalb viele junge Büros jahrelang mit Eigenheim-Aufträgen herumkrebsten. Dabei seien Wettbewerbe ursprünglich als Instrument gedacht gewesen, um gerade den Jungen eine Chance zu geben. Heute aber, so Raab, gebe es zu viele Hürden, etwa beim Vergaberecht, es würden zu viele Voraussetzungen verlangt.

Besonders hoch seien die Hürden im Saarland, meldete sich der Saarbrücker Architekt Alexander Schwab zu Wort. Schwab: „Ich mach lieber in Berlin bei einem Wettbewerb für einen Bundestagsanbau mit als hier, weil ich da zugelassen werde.“ Der Trend des Landes, bei Bauvorhaben lieber einen Generalplaner zu nehmen, als Einzelverträge mit Architekten abzuschließen, erschwere die Situation noch, sagte Carsten Diez.

Vorschlag eines Zuhörers: Wie in den Niederlanden Usus, solle man kleine Aufträge gezielt an kleine Büros vergeben. Dies war nur eine von vielen Ideen, die Jürgen Lehnhoff vom saarländischen Wirtschaftsministerium von diesem Treffen mitnehmen wollte. Denn das Saarland brauche dringend mehr Existenzgründer, wie er hervorhob.

Der saarländische Architekt Till Göggelmann fand für sich eine andere Lösung: Er ging nach dem Studium in Kaiserslautern in die Schweiz, wo er als Projektleiter in einem großen Architekturbüro arbeitet. Lieber aber, gestand er, würde er mehr im Saarland arbeiten.

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