Kriminelle an der Haustür Vorsicht, wenn ein Fremder klingelt

Alt-Saarbrücken · Betrüger und Diebe bringen Opfer um Geld, Wertsachen und Lebensqualität. Daher: Im Zweifel sofort die Polizei holen.

 Fremden an der Tür sollten Senioren mit gesunder Skepsis begegnen. Betrüger nutzen Arglosigkeit und Hilfsbereitschaft aus.

Fremden an der Tür sollten Senioren mit gesunder Skepsis begegnen. Betrüger nutzen Arglosigkeit und Hilfsbereitschaft aus.

Foto: gms/Jens Schierenbeck

Sie kommen angeblich von den Wasserwerken, behaupten, sie müssten „die Gasleitung prüfen“ oder mimen den Hilfsbereiten, der Senioren gern die Taschen hochträgt. Und bald könnte eine gerade im Saarpfalz-Kreis durchgezogene Masche wieder mal in Saarbrücken Schaden anrichten. In Erbach, Beeden und Limbach gab sich ein Mann am Montag, 5. März, gegenüber alten Menschen als Mitarbeiter einer ortsansässigen Bank aus. Er wollte unter einem Vorwand in die Wohnungen, um an die EC-Karten mit PIN zu kommen, wie die Polizei mitteilt. In einem Fall machte der Verbrecher bereits mit Sicherheit Beute.

Andere Straftäter nutzen den Bekanntheitsgrad eines Konzerns inklusive echt aussehendem, aber gefälschtem Dienstausweis mit dem bekannten T-Logo.

Der Telekom-Trick zog dieses Jahr im Saarland mindestens zum dritten Mal. Der Saarbrücker Tatort liegt in St. Johann. Das Opfer ist eine selbstsichere 80-Jährige, die sich so leicht kein X für ein U vormachen lässt. Um sie zu überlisten, musste schon ein überzeugend aufgetischte Lügengeschichte her.

Telekom-Techniker seien sie, sagte ihr der gewandt auftretende Fremde um die 30, und sie müssten dringend Leitungen überprüfen.

Der Mann war kaum drin, da huschte in seinem Windschatten ein gleichaltriger Zweiter herein. Schon dämmerte der Frau, dass die beiden etwas im Schilde führten.

Weder war ihr jemand vom Vermieter angekündigt, noch hatte sie jemanden angefordert. Warum auch, plagten die 80-Jährige doch keine Probleme mit dem Telefon oder anderen Geräten. Außerdem trugen die vermeintlichen Techniker keine Arbeitskleidung.

Die Eindringlinge gingen rasch in Phase zwei, die Ablenkung mit sinnlosen Hilfstätigkeiten. Die Frau sollte nicht bemerken, dass einer der Männer im Schlafzimmer den Schmuckkasten einsteckte. Etwa 30 Minuten hatte das Ganze gedauert. Erst Stunden später bemerkte die Bestohlene die Tat. Schaden: um die 1000 Euro, vom ideellen Wert einiger Stücke ganz zu schweigen. Tags darauf meldete die Bestohlene sich bei der SZ, damit anderen nicht Ähnliches widerfährt.

Solche Verbrechen will auch der Chef des Kriminaldienstes Saarbrücken verhindern. Michael Hammerschmidt zeigt ein gelbes Türschild mit dem wichtigsten Tipp gegen Kriminelle: „Ich lasse keinen Unbekannten in meine Wohnung!“ Was sonst passieren kann, zeigt ein weiterer Handwerker-Trick, mit dem Verbrecher in der Region unterwegs sind.

Am 11. Dezember gaben sich zwei  Männer in Arbeitskleidung als Dachdecker aus und sagten einer Hauseigentümerin, sie hätten einen Schaden entdeckt. Darauf gingen die beiden mit der Frau ins Obergeschoss. Unter einem Vorwand begab sich dann einer der „Dachdecker“ nach unten und durchsuchte die Etage. Als die beiden weg waren, hatten sie Schmuck im Wert von 15 000 Euro sowie 400 Euro Bargeld erbeutet. Typisch für Kriminelle, die unter einem Vorwand Beute machen: „Es geht darum, sich Vertrauen zu erschleichen, und zwar gerade das Vertrauen von Senioren.“ Eben weil die Kriminellen bei alten Menschen mit weniger Gegenwehr rechnen und die Täter annehmen, dass die Älteren noch eher Autoritäten anerkennen.

Das nutzen Betrüger, die sich als Polizisten ausgeben, um angeblich „Wertsachen vor Dieben in Sicherheit zu bringen“. Das tue kein Polizist. Und kein echter Beamter weigere sich, seine Identität überprüfen zu lassen. Also: „Lassen Sie niemanden rein, den Sie nicht kennen und den Sie nicht bestellt haben. Fragen Sie sich immer: Kann das überhaupt sein, was da jemand behauptet? Rufen Sie im Zweifel die 110 an.“

Das gelte erst recht beim Enkeltrick, der Hammerschmidt immer wieder empört. Wie alle Fälle, in denen ein Krimineller Hilfsbereitschaft  ausnutzt. Und damit womöglich ein Leben kaputtmacht.

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