An der Saar wuchsen verschiedene Völker und Kulturen zusammen Als sich sogar die Götter vereinten

Homburg/Kirkel · Hallstattmenschen, Kelten, Römer, Franken – an der Saar wuchsen die Kulturen zusammen.

 Die keltische Fruchtbarkeitsgöttin Rosmerta und Merkur, der römische Gott des Handels, Hand in Hand miteinander vereint. Das bei Kirkel gefundene Sandsteinrelief stammt aus dem 2. oder 3. Jahrhundert.

Die keltische Fruchtbarkeitsgöttin Rosmerta und Merkur, der römische Gott des Handels, Hand in Hand miteinander vereint. Das bei Kirkel gefundene Sandsteinrelief stammt aus dem 2. oder 3. Jahrhundert.

Foto: BeckerBredel

In unserer Region siedelten zwei keltische Stämme: im Nordsaarland die Treverer (von ihnen stammt der Hunnenring in Otzenhausen), im Süden – auch im Bereich des heutigen Saarbrücken – die Mediomatriker. Das Kernland der Treverer umfasste Hunsrück und Eifel und reichte bis nach Belgien hinein. Die Mediomatriker kamen aus Ostfrankreich, ihre Hauptstadt war Divodorum Mediomatricorum, das heutige Metz. Der kulturelle Austausch dieser Stämme reichte im Osten bis ins Baltikum – von dort kam der teure Bernstein – und im Süden über die Alpen bis zu den Etruskern in Mittelitalien. Besonders bei den Treverern waren die etruskischen Schnabelkannen sehr beliebt, „so beliebt, dass sie von keltischen Handwerkern, die offenbar wussten, wie man gutes Geld verdienen kann, nachgebaut wurden“, sagt Thomas Martin, Leiter des Museums für Vor- und Frühgeschichte in Saarbrücken. So lässt sich von der etruskischen Kanne im Museum derzeit noch nicht sagen, ob sie ein Import aus Etrurien oder ein an der Saar gefertigtes Gefäß ist.

Neue Zeiten kamen ab 58 v. Chr. mit den Römern – und eine Blutauffrischung ohne Blutvergießen: „Unsere“ Kelten schlossen sich friedlich dem Römischen Reich an. Ehemalige römische Soldaten ließen sich nieder und vermählten sich mit Keltinnen. Und ein „Römer“ musste dabei nicht unbedingt wörtlich verstanden werden, berichtet der Museumsleiter, denn zu den Truppen gehörten Männer aus dem ganzen römischen Herrschaftsgebiet, etwa auch Spanier oder Griechen. Auch römische Siedler, wie Händler mit ihren Familien, ließen sich nieder. Und in einer Generation war aus der gallischen eine gallo-römische Kultur geworden. Ein schönes Sinnbild für das Verschmelzen der beiden Kulturen in unserer Region hat ein unbekannter Steinmetz auf einem Relief hinterlassen, das bei Kirkel gefunden wurde: der römische Gott Merkur Hand in Hand mit der keltischen Fruchtbarkeitsgöttin Rosmerta.

Auch die nächste Umwälzung blieb, zumindest in unsere Region, vermutlich eher friedlich: In der Zeit der Völkerwanderung (etwa 375 bis 568) kamen die Merowinger beziehungsweise die Franken, ein germanischer Großstamm, der aus mehreren kleinen Stämmen hervorgegangen war. Nach diversen Plünderungen war Trier 480 endgültig an die Franken gefallen, die gallo-römische Bevölkerung an der Saar wurde assimiliert. „Es war ja auch nicht so“, sagt Martin, „dass die Franken alles Römische verteufelt hätten. Sie waren teilweise sogar als ‚Föderaten’ mit Rom assoziiert.“

Wie sich die Bevölkerung damals selbst gesehen hat, ist schwer zu sagen – wohl nicht als „Hallstatt-keltisch-römische Franken“, sondern eher als Mitglied der jeweiligen lokalen Herrschaft. Natürlich wird es weiter Hochzeiten über Grenzen hinweg gegeben haben, ebenso eingewanderte Handwerker und „hängengebliebene“ Söldner, aber größere Umwälzungen in der Bevölkerung gab es lange Zeit nicht mehr – bis der Dreißigjährige Krieg die Karten neu mischte.

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