In Deutschland wächst die Armut Vorbereitung der Heiligabend-Aktion läuft an

Saarbrücken · An Heiligabend laden die evangelische und die katholische Kirche wieder zur Weihnachtsfeier für arme und einsame Menschen ins E-Werk.

 Vor dem Burbacher E-Werk: Diakon Horst-Peter Rauguth (Mitte mit Kerzenflyer) mit Haupt- und Ehrenamtlichen, die bei der Heiligabend-Aktion helfen.

Vor dem Burbacher E-Werk: Diakon Horst-Peter Rauguth (Mitte mit Kerzenflyer) mit Haupt- und Ehrenamtlichen, die bei der Heiligabend-Aktion helfen.

Foto: bip

„Weihnachten weißt auf etwas Unerhörtes hin, das erhört werden will“, sagt Dekanatsreferent Heiner Buchen. Er ist einer der Organisatoren der Heilig-Abend-Aktion der katholischen und evangelischen Kirche im Saarland. Seit 48 Jahren laden die Kirchen einsame und sozial benachteiligte Menschen nach Saarbrücken ein, um gemeinsam Weihnachten zu feiern. Buchen betont: „Es ist die vornehmste Aufgabe für Christen, den Menschen, die verwundbar sind, aufgrund der sozialen Bedingungen unter denen sie leben, eine solche Möglichkeit zu bieten.“ Das teilt die Bischöfliche Pressestelle Saarbrücken mit.

Früher war die Feier unter anderem im evangelischen Gemeindezentrum St. Johann oder im Burbacher Martin-Luther-Haus. Damals kamen meist etwa 300 Menschen. Aber weil die Armut wuchs, sind es inzwischen rund 800 Kinder, Frauen und Männer, die der  Einladung folgen. Daher ist die Feier seit 2008 im Burbacher E-Werk. Die Stadt stellt das Gebäude kostenlos zur Verfügung (die SZ berichete).

„Es kommen viele Menschen, die einsam sind oder zu Hause nicht mehr richtig Weihnachten feiern können“, erklärt Diakon Horst-Peter Rauguth, der die Gesamtleitung innehat: „Zum Beispiel: Eine Familie, der Vater ist arbeitslos geworden, man hat keine finanzielle Möglichkeit, und der Vater sagt, komm, wir gehen zur Heilig-Abend-Aktion. Da gibt’s was für Kinder, wir kriegen was zu essen, es wird ein schönes Fest gefeiert,  und am Ende gibt’s noch ein Geschenk. Dann ist Weihnachten doch nochmal irgendwie hergestellt.“ Im E-Werk erwartet die Gäste auch diesmal nicht nur eine warme Mahlzeit.  „Es ist wunderschön, wenn die Gäste reinkommen und sehen die dekorierte Halle“, erzählt Esther-Ruth Dörr, eine der Ehrenamtlichen: „Man sieht ihren glänzenden Augen an,wie sehr sie sich freuen. Vor allem die Kinder. Sie sind fröhlich an dem Tag. Es gibt Leute, die sind auf der Schattenseite des Lebens und kriegen dann etwas geboten, das kriegen sie sonst nie.“

Zusammen mit anderen freiwilligen Helfern, richtet Esther-Ruth Dörr das E-Werk schon am Tag zuvor festlich her. Weihnachtsbäume werden aufgestellt und dekoriert, Tische gestellt und gedeckt: „Damit alles in festlichem Glanz erstrahlt.“

Hinter den Kulissen arbeiten Leo Blaß, der extra aus Riegelsberg kommt, und die dienstälteste Ehrenamtliche, Christel Persch aus Fischbach, die sich schon seit 25 Jahren an der Heilig-Abend-Aktion beteiligt. Blaß ist für die Technik zuständig und für das Geschirr. Persch kümmert sich um die Küche und die Materialverwaltung. „Ich hab die halbe Garage voll mit Kisten stehen“, sagt sie.

Den Abend über hat sie in der Küche alle Hände voll zu tun: „Man lebt in jedem Jahr von der Improvisation. Irgendwo klappt was nicht, und dann muss man sich durchsetzen, um irgendeine Linie in das Ganze reinzubringen. Aber das hat noch immer geklappt.“

Das Bindeglied zwischen Küche und Halle ist Karl-Heinz Hauck. Er kümmert sich darum, dass jeder Gast etwas zu essen bekommt und ist am Ende des Abends für die Verteilung der Geschenktaschen zuständig: „Da sind genug Lebensmittel und Hygieneartikel drin, damit die Gäste über die Weihnachtstage haushalten können.“

Hauck achtet auch darauf, dass sich die Menschen am Abend selbst wohlfühlen: „Ich gucke, dass die Mitarbeiter mithelfen und auch würdevoll und respektvoll mit unseren Gästen umgehen. Das sind unsere Gäste, als hätten wir die zu Hause bei uns eingeladen. Es geht darum, den Menschen einen schönen Abend zu bereiten.“

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