Kanu-Freestyle Von der Kunst, Salti im Wasser zu zeigen

Saarbrücken · Der Saarbrücker Roman Glasmann und die Ommersheimerin Emma Schuck sind zwei große Talente der noch jungen Sportart „Kanu-Freestyle“.

 Die Kanu-Freestyler Emma Schuck und Roman Glasmann vom Saarbrücker Kanu-Club in ihren Booten auf der Saar.

Die Kanu-Freestyler Emma Schuck und Roman Glasmann vom Saarbrücker Kanu-Club in ihren Booten auf der Saar.

Foto: Andreas Schlichter

Es ist einfach spektakulär: Salti, Rollen, Schrauben, Drehungen, Sprünge und das alles mit einem Boot im Wildwasser. So ungefähr muss man sich die relativ junge Sportart „Kanu-Freestyle“ vorstellen. Kaum vorstellbar dagegen ist, dass zwei große Talente der Szene aus dem Saarland kommen. Die 18-jährige Emma Schuck aus Ommersheim ist amtierende Vize-Europameisterin bei den Juniorinnen und belegte beim ersten Auftritt bei den deutschen Meisterschaften der Damen kürzlich den zweiten Platz. Der 17-jährige Saarbrücker Roman Glasmann holte sich sogar den Titel bei den Junioren. „Das Tollste an der Sportart? Die Menschen drumherum“, sagt der Schüler des Gymnasiums am Schloss, „natürlich sind wir Konkurrenten. Aber man hilft sich.“

45 Sekunden hat man pro Lauf, um möglichst viele Tricks zu zeigen. Die werden in Schwierigkeit und Ausführung bewertet. Emma verpasste den ersten Titel bei den Damen darum nur denkbar knapp. „Am Ende war es vielleicht ein Element zu wenig“, sagt sie über die Titelkämpfe im bayerischen Plattling, „aber ich konnte dieses Jahr auch nicht so viel trainieren. Das Abitur stand im Mittelpunkt“.

Im Mittelpunkt des Kanu-Freestyle stehen die Athleten – nicht das Material. Zwar kosten die Einsteigermodelle der kurzen und wendigen Boote um die 800, die immer angesagteren Karbonvarianten schon über 2000 Euro, entscheidend ist aber die individuelle Klasse. „Wer richtig gut ist, kann seine Elemente in jedem Boot zeigen“, sagt Emma. „In den Anfangsjahren der Sportart wollte jeder sein eigenes Element erfinden“, berichtet Roman, „das ist im Laufe der Zeit etwas weniger geworden.“ Emma ergänzt: „Es gibt mittlerweile so viele, dass man genug damit zu tun hat, die zu lernen.“ Und das begeistert die beiden an ihrer Sportart. „Je länger man üben muss, bis es klappt, desto größer ist die Faszination“, sagt Roman.

Trainingsmöglichkeiten gibt es für die beiden Sportler vom Saarbrücker Kanu-Club im Saarland aber fast keine. Derzeit führt die Saar auch an der Wildwasserstrecke bei Großblittersdorf kaum Wasser. Emma wurde bislang meist von ihrem Papa nach Metz gefahren – mittlerweile hat sie selbst den Führerschein. „Ich packe meine Sachen ins Boot und fahre dann mit der Bahn nach Plattling“, erzählt Roman, „das dauert immer so sieben Stunden“.

Diesen Idealismus braucht man bei einer nicht-olympischen Sportart – doch auch der hat Grenzen. Emma und Roman haben sich aufgrund ihrer herausragenden Leistungen für die Weltmeisterschaft im kommenden Februar in Argentinien qualifiziert, werden aber Stand heute wohl nicht teilnehmen. „Das ist schon arg weit“, sagt Emma, die vor zwei Jahren bei der Junioren-WM in Kannada gestartet ist. Und auch für Roman steht 2018 ein anderer „Wettbewerb“ im Mittelpunkt: „Ich mache Abi, da kommt es nicht so gut, wenn ich einfach ein paar Wochen in Südamerika wäre“. Doch bei den kommenden Europacup-Läufen wollen beide dabei sein – und wer weiß, vielleicht wird diese spektakuläre Sportart irgendwann noch den Weg auf die olympische Bühne finden.

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