Großes Spektakel in der Salzstadt Vom Zivilisten zum Staatsbürger in Uniform

Sulzbach · 96 Rekruten des Fallschirmjägerregiments 26 legten gestern am Salzbrunnen-Ensemble ihr Gelöbnis ab.

 Das öffentliche Gelöbnis ging am gestrigen Mittwoch in Sulzbach über die Bühne.

Das öffentliche Gelöbnis ging am gestrigen Mittwoch in Sulzbach über die Bühne.

Foto: Thomas Seeber

20 Worte. Um die drehte sich am Mittwoch alles rund ums Salzbrunnenhaus. Ihretwegen gab es früh schon eine Straßensperrung und eine Umleitung, traf man uniformierte Soldaten allenthalben in der Innenstadt und sah Besucher von teilweise weither, die leicht irritiert einen Parkplatz suchten. Sogar die Sonne hatte sich eingefunden. Nach Wochen der Grundausbildung in Kälte, Regen und Matsch dürfte das für die 96 Rekruten ein sehr erfreuliches i-Tüpfelchen auf ihrem großen Tag gewesen sein.

Eingestimmt wurden die vielen Männer und einige wenige Frauen im Alter zwischen 17 und 35 Jahren mit einem morgendlichen Gottesdienst nebenan in der evangelischen Kirche. Dabei konnte der Eine oder die Andere durchaus noch mal ins Grübeln kommen. Erst hieß es: „Du sollst keinen falschen Eid schwören.“ So weit, so vernünftig. Aber Militärpfarrer Karl-Martin Unrath ging in seiner Predigt noch einen Schritt weiter: „Jesus sagt: Du sollst überhaupt nicht schwören“, zitierte er aus dem Evangelium des Matthäus. Eide seien letztlich nur „Wortgeklingel und Imponiergehabe“. Doch, und hier holt den Menschen der Mensch ein, „daran hat sich die Christenheit noch nie gehalten“. Tatsächlich kommen wir ja nicht ohne sie aus, all die Schwüre und Eide – ob beim Unterzeichnen des Arbeitsvertrages oder auf dem Standesamt. „Wir brauchen Rituale, die verlässliche Beziehungen stiften.“

Also doch alles okay: Seelisch gestärkt marschierten die Rekruten nach einem „Alles Gute für Sie“-Händedruck von Unrath und seinem Kollegen, Pfarrer Marius Merkelbach, strammen Schrittes in Dreierreihen zum Todesco-Platz. Dort warteten hinter der Umzäunung bereits etliche Zuschauer. Und es wurden noch deutlich mehr bis  10 Uhr, als die Feierstunde begann. Bürgermeister Michael Adam wertete das als Indiz dafür, dass zum einen die Bevölkerung hinter dieser seit 2013 bestehenden Patenschaft Sulzbachs zur Rekrutenkompanie 2 steht. Die ist in Merzig stationiert und dem Fallschirmjägerregiment 26 in Zweibrücken unterstellt. Zum anderen sieht sich Adam darin bestätigt, solch ein Ereignis der Bundeswehr öffentlichkeitswirksam in der Innenstadt zu positionieren.

Diesen Gedanken griff auch Staatssekretär Christian Seel auf. Als bekennender Freund der Truppe und aktiver Reserveoffizier ist er froh, dass die Bundeswehr in der „Mitte der Gesellschaft angekommen“ sei. Seel würdigte die Entscheidung der Rekruten, sich „zum Wohle des Gemeinwesens“ und als „Verfechter demokratischer Grundwerte“ einzusetzen. Stellvertretend für seine Kameraden gab Jäger Jan Gotzes, 21-jähriger Rekrut aus Mönchengladbach, einen Einblick in die letzten drei Monate. In denen habe sich der Wechsel „vom Zivilisten zum Staatsbürger in Uniform“ alles andere als leicht und geschmeidig vollzogen. Frühes Aufstehen, „eigenhändiges Säubern der Uniform“, körperliche Anstrengung und die Erfahrung der eigenen Leistungsgrenzen gehörten dazu. „Statt „ja“ heißt es nun „jawohl“, statt gelaufen wird „marschiert“, sogar das korrekte „Falten der Hände“ galt es zu erlernen. Es sei nun mal „kein Beruf wie die meisten anderen“, so Gotzes, der wie seine Mitstreiter zum grauen Mantel das bordeaux-rote Barett der Fallschirmjägertruppe trug.

Für feierliche Klänge sorgte das Heeresmusikkorps Koblenz, das unter anderem „Des großen Kurfürsten Reitermarsch“ und den „Marche des soldates de Robert Bruce“ intonierte. Und dann hieß es endlich: „Gelöbnisaufstellung stillgestanden! Fahnenzug Achtung präsentiert! Zu den Truppenfahnen Augen rechts“, womit Oberstleutnant Restau das Wort an Oberst Adams übergab. „Soldaten, sprechen Sie mir zum feierlichen Gelöbnis nach: Ich gelobe der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen.“ Spielen der Nationalhymne, Augen noch mal geradeaus, rühren, strammstehen, Ehrenformation, Ausmarsch, wieder rühren – und das Zeremoniell war Geschichte.

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