Interview zu W-Lan im Saarland „Ich würde niemals Passwörter über Whatsapp senden“

Saarbücken · Öffentliches W-Lan schön und gut. Aber wie sicher ist das überhaupt? Diese Frage beantwortet einer der Mitbegründer von FreeWifiSaarbruecken.

 Volker Musebrink, Geschäftsführer der Intersaar GmbH.

Volker Musebrink, Geschäftsführer der Intersaar GmbH.

Foto: Intersaar

Der Geschäftsführer der Intersaar GmbH, Betreiberfirma von „FreeWifiSaarbruecken“ und „FreeWifiSaarland“ – die Verbindung außerhalb von Saarbrücken – erklärt, wie kompliziert es ist, eine Stadt mit W-Lan auszustatten.

Herr Musebrink, könnten Sie eine Weile ohne Internet leben?

MUSEBRINK Privat sehr gut, beruflich eher nicht.

Wie kompliziert ist es, eine zuverlässige öffentliche W-Lan-Verbindung zu schaffen?

MUSEBRINK Man braucht viele Hotspots. Ein Hotspot hat einen Radius von maximal 100 Metern. Da kann man sich ungefähr ausrechnen, an wie vielen Straßenlaternen oder anderen Punkten man die Geräte montieren muss.

Wie aufwendig ist das?

MUSEBRINK Ziemlich aufwendig. Das Informations- und Kommunikationsinstitut (IKS) stellt die Glasfaserleitung zur Verfügung. Die W-Lan-Zugangspunkte hängen immer in vier, fünf Metern Höhe an Außenwänden von Gebäuden. Das ist schon ein Montageaufwand.

Wie viele dieser Zugangspunkte braucht man denn, um die City zu versorgen?

MUSEBRINK Von der Kapazität her nicht viele. Die Kästen, man muss sie sich wie halbe Schuhschachteln vorstellen, hängen in der Innenstadt im Abstand von 150 bis 200 Metern und decken damit die Fußgängerzone inzwischen recht komplett ab. Im ganzen Saarland haben wir derzeit schon 1400 solcher Kästen.

Sie bieten neben FreeWifiSaarland noch eine verschlüsselte Verbindung. Wann raten Sie zu dieser Variante?

MUSEBRINK Immer. Die unsichere Verbindung müssen Sie sich vorstellen wie eine Plakatwand in der Bahnhofstraße. Jeder, der vorbeikommt und in dem Thema versiert ist, kann Ihren Traffic mithören.

Was sollte man folglich mit öffentlichem W-Lan auf gar keinen Fall tun?

MUSEBRINK Ich würde davon abraten, die E-Mails damit zu checken. Aber es hängt auch davon ab, wie Ihr E-Mail-Anbieter die E-Mails sichert.

Was würden Sie niemals im öffentlichen W-Lan machen?

MUSEBRINK Mit der Antwort mache ich mich unbeliebt.

Bitte wagen Sie es!

MUSEBRINK Per Whatsapp oder Facebook wichtige Daten austauschen. Ich würde da niemals Passwörter austauschen oder Ähnliches. Es muss mir bewusst sein, dass diese Daten von anderen mitgelesen werden. Wenn ich damit leben kann, dass die Information auch auf einer Plakatwand in der Bahnhofstraße stehen könnte, dann nur zu.

Und Bankgeschäfte?

MUSEBRINK Jeder kann mitlesen, dass Sie mit der Bank kommunizieren. Man kann zwar nicht mitlesen, was Sie tun, aber man kann mitlesen, mit wem sie was tun.

Man kann Ihr freies W-Lan nur eine Stunde lang nutzen, beim Secure-Angebot nur für zwei Stunden. Warum?

MUSEBRINK Wir versuchen, die Sicherheit zu pushen, indem wir bei der Secure-Variante zwei Stunden anbieten. Das Angebot soll aber nicht dazu führen, dass Anwohner ihren DSL-Anschluss abmelden.

Wie viele Leute müssten sich in der Bahnhofstraße gleichzeitig anmelden, damit das Netz zusammenbricht?

MUSEBRINK Ein Gerät schafft so zwischen 400 oder 500 Nutzer gleichzeitig. Also die Stadtfeste haben wir ganz gut überlebt, Beispiel Emmes in Saarlouis. Früher sind die Geräte bei 30 oder 40 Leuten schon an ihre Grenze gekommen.

Wie weit ist das Saarland noch vom W-Lan-Land entfernt?

MUSEBRINK Wir decken die interessanten Punkte schon ab. In der Fläche wird W-Lan nicht funktionieren, dafür ist die Reichweite zu klein, man bräuchte alle 100 Meter einen Sender. Was gut geht, sind die Hotspots: Saarlandhalle, Congresshalle, E-Werk, Eisenbahnhalle Losheim, Gebläsehalle in Neunkirchen.

Kann man an Orten ohne Mobilfunkempfang ins freie öffentliche W-Lan?

MUSEBRINK Wenn dort ein Kasten hängt, dann schon.

Die Karte mit den Free-Wifi-Standorten im Saarland ist online abrufbar unter: https://free-wifi.saarland/free-wi-fi-standorte/

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