In Kooperation mit dem örtlichen Handwerk Zukunftsthema: Energie-Beratung
Völklingen · Die Völklinger Stadtwerke sind nicht mehr, was sie mal waren, sagt ihr Chef Michael Böddeker: Der Stadt-Konzern werde moderner, mit neuen Leuten und neuen Produkten.
Die Stadtwerke Völklingen haben, wie kürzlich berichtet, zum Jahresende 2017 ihre Finanzierung auf neue Füße gestellt. Sie haben stille Reserven mobilisiert und so ihre Bilanz verbessert. Als Folge davon haben sie neue Kreditgeber gefunden, bei denen sie langfristige Darlehen zu günstigen Konditionen erhielten. Damit haben sie den – teuren und mit strengen Auflagen verknüpften – Notkredit abgelöst, den die Saar-LB ihnen 2015 gewährt hatte. „Wir sind kein Sanierungsfall mehr“, hatte Stadtwerke-Geschäftsführer Michael Böddeker dazu gesagt; die Stadtwerke könnten sich nun wieder ganz normal im Geschäftsleben bewegen.
Das ändert freilich nichts an der Schuldenlast, die der kommunale Konzern mitschleppt infolge der zurückliegenden Meeresfischzucht-Krise. Trotz Umschuldung sind die Stadtwerke das gleiche Unternehmen wie zuvor. Aber diese Formulierung mag Böddeker so nicht stehen lassen: „Das Unternehmen ist nur dem Namen nach das gleiche“, sagt er im SZ-Gespräch. Es habe sich Grundlegendes geändert.
Im Oktober 2015, als er die Chef-Position übernahm, habe er ein „verängstigtes Unternehmen“ vorgefunden, beschreibt Böddeker die Ausgangslage. Die Mitarbeiter seien bei ihrer Arbeit beschränkt gewesen auf die – eng gefassten – eigenen Aufgaben, mit wenig Kommunikation untereinander. Die Kundenbetreuung sei „verstaubt“ gewesen, die interne Organisation „gefühlt zehn Jahre zurück“.
Parallel zur Sanierung, für die Auflagen des Kreditgebers Saar-LB die Leitschnur lieferten, sei „neues Denken“ im Betrieb nötig gewesen. Mit neuen Leuten: In allen Tochtergesellschaften ist mittlerweile das Führungspersonal ausgetauscht. Ganz bewusst, sagt Böddeker, habe er dabei auf junge Leute gesetzt, zugleich auf Leute, die andere Erfahrungen mitbringen als branchenüblich.
Einer davon ist Julian Wollscheidt, 28, seit März 2017 als kaufmännischer Leiter dabei. Er erläutert die neuen, besseren Ergebnisse des Hauses. Beispielsweise für die Stadtwerke-Holding. Die schreibe keine roten Zahlen mehr, sondern schwarze. Im Jahr 2017, für das die Endabrechnung noch nicht vorliegt, belaufe sich das Plus auf etwa eine Million Euro. Und in den nächsten fünf Jahren erwarte die Holding jährliche Ergebnisse in ungefähr gleicher Höhe. Was sie den Tochtergesellschaften verdankt: Netz- und Vertriebsgesellschaft, an denen die Holding Mehrheiten von je 64,8 Prozent hält, machen Gewinne; allein bei der Netzgesellschaft gebe es ein „stabiles Ergebnis“ von rund zwei Millionen Euro jährlich, sagt Wollscheidt. Und die Völklinger Verkehrsbetriebe, 100-Prozent-Tochter der Holding, haben es geschafft, das beim öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) unvermeidbare Defizit zu halbieren, von fast zwei Millionen auf weniger als eine Million Euro pro Jahr.
Wie haben die Verkehrs-Leute das gemacht? Vor zehn Jahren tobte in Völklingen eine hitzige Debatte um Privatisierung beim Nahverkehr, verbunden mit Einschnitten bei den Gehältern der Mitarbeiter. Nur so, behaupteten seinerzeit der damalige Stadtwerke-Chef Michael Altpeter und CDU-Kommunalpolitiker unisono, lasse sich der ÖPNV weiter betreiben, nur so könne man das Minus in den Griff kriegen. Böddeker lächelt: Nein, sagt er, „Privatisierung ist nicht die Lösung, Sparen zu Lasten der Mitarbeiter auch nicht“. Sondern Rundum-Kostenkontrolle. Vom Einkauf über Reparaturen, von der „Optimierung“ des Streckennetzes bis zu Änderungen der Organisation. Hätte man das nicht schon früher haben können? „Dem will ich nicht widersprechen“, sagt Böddeker trocken.
Beruhigung bei den Stadtwerke-Finanzen hat sich aus einem weiteren Grund eingestellt: Das „Steuerrisiko“ ist weg. Wollscheidt erklärt, was das heißt: Solange man Jahresabschlüsse nicht fertig habe, sei offen, welche Forderungen das Finanzamt erhebe. Bei den Völklinger Stadtwerken fehlte bekanntlich ungefähr ein Dutzend Abschlüsse, als die Krise ihren Höhepunkt erreichte – und nach deren Fertigstellung habe man beträchtliche Steuer-Nachzahlungen leisten müssen. Jetzt sei man bei den Abschlüssen auf dem Laufenden; und so seien auch die Steuern kalkulierbar.
Und wo geht künftig die Reise hin? Kundenbetreuung, sagt Böddeker, sei ganz wichtig. Deshalb das neue Beratungscenter in der Poststraße, „das läuft“, vor allem für Privatkunden. Zusätzlich werde es, vor allem mit Blick auf gewerbliche Kunden, um „Energieeffizienz-Produkte“ gehen. Denn es stimme nicht, dass ein Energieversorger nur an Masse verdiene, also an hohem Energieverbrauch; Kundenbindung und Service seien ebenso wichtig.
Heißt: Die Stadtwerke wollen Beratungs-Dienstleistungen zum Thema Energiesparen anbieten und ihren Kunden so beim Kosten-Senken helfen. „In Zusammenarbeit mit dem Handwerk“, fügt Böddeker hinzu – dessen Sache sei es dann, beispielsweise die neue, kostengünstigere Heizung für eine Werkstatt oder eine Gewerbe-Halle einzubauen. Diese Beratung und Kooperation soll noch in diesem Jahr beginnen.