Zukunft für die „Meisterhäuser“?

Wehrden · Heute treffen sich Fachleute in Wehrden zu einem Workshop, bei dem es um die so genannten Meisterhäuser in der Saarstraße geht. Um 16 Uhr lädt die Völklinger Stadtverwaltung alle Interessierten in die Kulturhalle ein. Sie will das Ergebnis der Expertenberatungen vorstellen und zur Diskussion stellen.

Lange war es still um die "Meisterhäuser" in der Wehrdener Saarstraße. Jetzt rückt das historische Ensemble aus dem Jahr 1906 , erbaut vom Röchling-Architekten Hans Großwendt und seit 2001 unter Denkmalschutz , erneut in den Blickpunkt. Dank der Expertenrunde unter Leitung der Saarbrücker Gesellschaft für Innovation und Unternehmensförderung (GIU), die sich heute trifft. Den Workshop hatten Völklingens Stadtplaner bereits seit Herbst 2014 vorbereitet. Zu den Kosten von 12 000 Euro gibt es Zuschüsse aus Städtebauförderungs-Programmen. Die Workshop-Ergebnisse, schreiben die Stadtplaner in ihrem jüngsten Bericht für den zuständigen Ratsausschuss, seien anschließend "in eine konkrete Handlungs- und Vermarktungsstrategie" umzusetzen. Das wird Zeit - das historische Bau-Ensemble liegt seit mehr als zehn Jahren im Dornröschenschlaf.

Im November 2001, noch in der Amtszeit von Oberbürgermeister Hans Netzer (SPD ), hatte die Stadt die Bauten erworben. Der Plan: Sanieren, im Zusammenhang mit der Renovierung der Kulturhalle, der Neugestaltung des Wehrdener Platzes und dem Bau eines Jachthafens, kurzum: mit der Aufwertung des Stadtteils Wehrden . Und dann neue Nutzungen in die alten Häuser hineinbringen, die auch für Weltkulturerbe-Touristen anziehend sind, zum Beispiel Gastronomie.

Doch das erwies sich als schwierig. Der Jachthafen kam nicht, er schrumpfte zur Schiffsanlegestelle - damit fiel die Idee flach, in der Nähe ein Hotel einzurichten. Ins seinerzeit leerstehende Haus Nummer 15 zog vorübergehend wieder Leben ein, die Stadt brachte das Stadtteilbüro fürs Wehrdener Sanierungsprojekt "Soziale Stadt" dort unter. Das Haus Nummer 11 diente zeitweilig Kunstprojekten. Mehr passierte aber nicht. Zwar kündigte Netzers Nachfolger Klaus Lorig (CDU ), seit 2003 im Amt, immer mal wieder an, es gebe einen Interessenten oder gar Investoren für die Häuser - unter anderem war mal die Rede von einer Erlebnisbrauerei -, doch konkret wurde nichts.

Es half offenbar auch nicht, dass die Stadt die Häuserzeile 2003 übertragen hatte an die Gemeinnützige Städtische Wohnungsgesellschaft. 2013 erklärte GSW-Geschäftsführer Dieter Füchsle vor dem Stadtrats-Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt, man habe mehrfach versucht, die Häuser zu vermarkten - vergeblich. Ursache fürs fehlende Interesse sei der Denkmalschutz , da er zu hohen Kosten für den Käufer führe. Nachgefragt hatte damals die SPD-Fraktion , in Sorge wegen des schlechten Bauzustands der Häuser . Der blieb seither unverändert.

Geändert hat sich möglicherweise die Nachfrage nach den Bauten: Im aktuellen Bericht für den Ratsausschuss heißt es, es sei absehbar, dass am heutigen Workshop "bereits Interessenten für die Meisterhäuser teilnehmen".

Zum Thema:

HintergrundHans Großwendt (1879 bis 1968), von 1904 bis 1939 als Architekt im Dienst der Röchling'schen Eisen- und Stahlwerke, hat neben fast 400 anderen Völklinger Bauten auch das Ensemble an der Saarstraße gebaut, drei Reihenhäuser und ein Einzelhaus. Leitende Angestellte der Hütte wohnten dort - auf Distanz zum Betrieb und doch nahe genug, um bei Problemen rasch im Werk zu sein. Wegen der direkten Sichtbeziehung zum heutigen Weltkulturerbe Völklinger Hütte gelten die Bauten an der Saarstraße als besonders wichtiges Denkmal-Ensemble. dd

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort