Zuhören gehört zum Geschäft

Völklingen · Seit zehn Jahren verkauft Arno Zapper mit seiner Frau Lottoscheine in seinem Geschäft in der Danziger Straße, aber auch Zeitschriften und Zigaretten. Dabei erfährt er auch Persönliches, Diskretion Ehrensache.

 Arno Zapper in seinem Geschäft in der Danziger Straße. Foto: Jenal

Arno Zapper in seinem Geschäft in der Danziger Straße. Foto: Jenal

Foto: Jenal

Folgende Szene hat sich vor ein paar Jahren in Völklingen abgespielt: In einem Zeitschriftenladen entdeckt ein Kunde beim Bezahlen in seinem Geldbeutel einen Lottozettel, den er noch nicht auf einen Gewinn überprüft hat. Ohne große Erwartung reicht er das Los zur Kontrolle über die Theke. Der Geschäftsinhaber braucht diesmal länger als sonst, dann sagt er leise: "Sie haben gewonnen." "Aha", ruft der Kunde aus, "sind es fünf Euro? Oder sogar zehn?" Der Inhaber verzieht keine Miene, er bittet den Mann ins Nebenzimmer, schließt die Tür und bietet ihm einen Stuhl an. Dann sagt er leise: "Es ist ein bisschen mehr als zehn Euro. Sie haben 12,2 Millionen Euro gewonnen." Diese Geschichte ist wahr. Wenn Sie zufällig jener Glückspilz sind, lächeln Sie jetzt und streicheln Ihre Kontoauszüge.

Wenn nicht, dann sollten Sie das Ereignis so gelassen sehen wie Arno Zapper, der gemeinsam mit seiner Frau Beate seit zehn Jahren das Tabak-, Lotto- und Zeitschriftengeschäft in der Danziger Straße führt.

Der 59-Jährige könnte noch viele andere Geschichten erzählen, denn seine ruhige und freundliche Art weckt Vertrauen und ermutigt manchen Kunden, sich auch mal den Kummer von der Seele zu reden. "Laufkundschaft gibt es hier fast nicht", berichtet er, "die meisten sind Stammkunden, und viele von ihnen kenne ich ja schon seit Jahren und kriege mit, wie ihr Leben verläuft und sich verändert." Sein eigener Lebensweg verlief lange ohne nennenswerte Ecken und Stolpersteine: "Schon in der Schule hat mich die Drucktechnik interessiert", sagt er, und so schloss er sich als Schriftsetzer dem kommunikationsfreudigen Völkchen der Drucker an. Über 30 Jahre lang begleitete er diese Technik vom Bleisatz bis zur Bildschirmmontage, größtenteils bei der Saarbrücker Zeitung, zeitweise aber auch als Chef einer Druckerei im Hunsrück. Als ein beruflich bedingter Umzug nach Luxemburg fällig war, sprang er ab.

Ein Risiko, denn da war er fast 50. "Wir Saarländer hängen halt an der Scholle, und ich konnte ja auch dieses Geschäft übernehmen."

Beide, seine Frau und er, haben den Wechsel nicht bereut, obwohl die Selbständigkeit mit Opfern verbunden ist: "Ich habe seit zehn Jahren keinen Urlaub gehabt", sagt er, "denn eine Vertretung ist nicht so leicht zu organisieren, zumal für Lotto eine gründliche Schulung nötig ist." In der Freizeit erholt er sich mit Fahrradtouren, auch auf Empfehlung der Ärzte nach seinem Herzinfarkt vor vier Jahren. Zurück zum Lottomillionär: Hat der seiner männlichen Glücksfee wenigstens einen dicken Geldschein in die Kaffeekasse gesteckt? Nein, hat er nicht, sagt Zapper, anscheinend ohne Bedauern.

Und falls er selbst einmal einen Volltreffer landet - schließt er dann die Ladentür für immer? "Vielleicht, vielleicht nicht", überlegt er und schaut fragend zu seiner Frau, "trotz Reichtum würde uns der tägliche Kontakt zu unseren Kunden doch sehr fehlen."

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