Kolumne Zuhause ist es doch am schönsten – auch für Kühe

Nicht nur Menschen haben Sehnsucht nach ihrer vertrauten Umgebung, wenn sie fern der Heimat sind. Auch Kühen kann ein fremder Stall offenbar ganz schön auf den Magen schlagen.

Kolumne: Zuhause ist es doch am schönsten – auch für Kühe
Foto: SZ/Roby Lorenz

Heimweh ist schlimmer als Hunger. Dieses Sprichwort kennen viele. Viele können das aber nicht verstehen. Wie kann man zum Beispiel im Urlaub Heimweh bekommen? Ich gehöre dazu. Ich habe noch nie Urlaub ohne Heimweh gemacht, auch wenn die ganze Familie mit war, Wetter, Unterkunft und Verpflegung, wie man so schön sagt, stimmten. Ich weiß nicht warum, aber irgendwie ist mir zu Hause alles so vertraut.

Dass Tiere auch Heimweh haben können, habe ich zum Beispiel von Hundehaltern gehört. Doch bei Kühen, das war mir fremd. Ein Bauer belehrte mich eines Besseren. Er hatte Kühe an einen anderen Landwirt verkauft. Doch Erna (Name der Redaktion bekannt) fühlte sich auf dem neuen Hof nicht wohl. Sie fraß kaum, wirkte lustlos und gab auch weniger Milch. Ihr neuer Herr rief besorgt den Tierarzt. Dieser konnte kein gesundheitliches oder körperliches Gebrechen feststellen. „Die wird sich schon eingewöhnen“, meinte er. Doch nicht Erna. Bei seinem zweiten Besuch konnte der Tierarzt wiederum keine Krankheit erkennen. So riet er dem Bauern, die Kuh wieder zurückzugeben. „Die hat bestimmt Heimweh.“ Als der ehemalige Besitzer mit einer Austauschkuh auf dem Hof erschien und Erna seine Stimme hörte, war sie außer Rand und Band. Ohne irgendwelches Zutun marschierte sie in den Transporter und fuhr wieder heim. Der Appetit kam wieder, sie gab wieder ihre gewohnte Menge Milch und zeigte keine Anzeichen einer Krankheit. Eine Geschichte wie in einem Märchen mit dem schönen Schluss:  Und sie lebt dort bis an ihr seliges Ende.

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