Zicklein machen "Mäh"

Völklingen. In 33 Szenen verblüffte die Titania-Theatergruppe am Wochenende das Publikum im Völklinger Alten Bahnhof. Neue Hör- und Seh-Erfahrungen konnten die Gäste im zweiten Teil von "Paradies Noir" machen. Experimentelle Choreografien, Schwarzlichttheater und extravagante Texte kamen unter dem Titel "Im Anfang war das Loch" zusammen

Völklingen. In 33 Szenen verblüffte die Titania-Theatergruppe am Wochenende das Publikum im Völklinger Alten Bahnhof. Neue Hör- und Seh-Erfahrungen konnten die Gäste im zweiten Teil von "Paradies Noir" machen. Experimentelle Choreografien, Schwarzlichttheater und extravagante Texte kamen unter dem Titel "Im Anfang war das Loch" zusammen.Theaterleiter Jürgen Reitz und Ingrid Korb, Spezialistin für Bewegungstheater, haben das ausgefallen Projekt ersonnen und umgesetzt. Reitz hat Franz Kafkas Erzählung "Bau" verdichtet, Tucholskys Text "Zur Soziologie des Loches" dialogisiert und so manch braven Text dadaisiert.

Und das passiert: Ein durchgeknallter Prophet tritt auf die Bühne und verkündet in Anlehnung an "Im Anfang war das Wort" die "Lochtheorie". Mit einem Fingerschnippen klappt er einen der Mitakteure zum Leseständer um. Danach tanzt eine Sockentheatergruppe zu Paolo Contes "Come di". Kreisrunde Noten schweben an ihren Platz im Notenheft, Quadrate und Rechtecke setzen sich zu Schiffen und Pferden zusammen. Graziös tanzt eine Gestalt, die zwischen Fäden gefangen ist. Schwarzgekleidete Figuren überqueren die Bühne - grellbunt leuchten ihre Masken. Giftgrüne Raupen wachsen in die Höhe und werden zum Schmetterling. Dann staksen und trippeln die Darsteller über die Bühnen, probieren neue Gangarten aus und formen aus dem Chaos einen Gleichschritt.

Neue Theatererfahrungen sind nicht immer nur hübsch und nett anzusehen. Eine Sequenz lang nerven die Titanianer das Publikum mit "Pü, Pü, Pythagoras" und dessen Lehrsatz. Bayrische Blasmusik wabert im Hintergrund. Drei Zicklein mit schwarzem Spitzbart und weißen Tüllrock machen "Mäh". Der Schickimicki-Bauer in Lederhose tanzt mit dem Dirndlmädel und rappt durchs Leben. Immer im Wechsel gibt es poetisches Schwarzlichttheater, abgefahrene Bewegungsszenen, Gelochtes-Sprechtheater und Kafka aus dem Off. Es ist schier unmöglich, alles zu schildern, was an diesem Theaterabend passiert. Also machen wir uns den Titel der Produktion zu Eigen und zeigen Mut zur Lücke. Die Löcher kann jeder beim Besuch der Vorstellung dann selbst stopfen. Ein Besuch im Alten Bahnhof sorgt sicherlich für große Überraschung.

Auf einen Blick

Die nächsten Aufführungstermine von "Paradis Noir II" im Alten Bahnhof Völklingen: 5. Februar (Samstag), 11. Februar (Freitag) sowie Freitag und Samstag, 25. und 26. Februar und 15. und 16. April. Karten gibt es im Vorverkauf in der Tourist Info im Alten Bahnhof oder für acht bis zehn Euro an der Abendkasse. hof

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