Zeit fürs Winter-Gummi
Völklingen · „Von Oktober bis Ostern“, so lautet eine Autofahrer-Regel: In dieser Zeit fährt man besser auf Winterreifen. Den Werkstätten in der Region beschert das Wechseln derzeit volle Terminbücher.
Schnee und Glatteis sind zwar so schnell noch nicht zu erwarten. Höchstens nächtlicher Bodenfrost und frühmorgens Raureif auf dem Asphalt. Das hindert die meisten Autofahrer der Region aber nicht daran, sich an eine alte Faustregel zu halten. "Von Oktober bis Ostern ", heißt diese Regel und besagt, dass man im besagten Zeitraum besser mit Winter-Pneus unterwegs ist.
300 mal Wechseln im Oktober
Folglich haben Monteure und Sekretärinnen von Kfz-Betrieben derzeit viel zu tun. Einige Mitarbeiter von Werkstätten haben sich trotzdem kurz Zeit genommen für die SZ-Fragen. Zum Beispiel Jochen Schmidt, der in Luisenthal inzwischen mit der Firma Schmidt das ehemalige Reifen-Heckmann übernommen hat: "300 Sätze Autoreifen haben wir allein im Oktober gewechselt", sagt er. 15 bis 20 Minuten dauere das pro Fahrzeug, an der Kasse wird ein Festpreis verlangt, 20 Euro nämlich. Der Saisonwechsel beschert der Firma noch für mindestens zwei Wochen volle Auftragsbücher.
Wenig Wartezeit winkt am Völklinger Ortsausgang beim Autohaus Kollmann. Wer seine Reifen mitbringt, bekommt sie unter Umständen sogar sofort montiert. Wie es geht, ist für Monteur Tim Kubsta und den Auszubildenden Kim Biewer längst Routine: Das Auto zwischen die hydraulischen Säulen der Hebebühne fahren, die Träger unter den Fahrzeugrahmen schieben, das Auto auf eine arbeitsfreundliche Höhe anheben. Mit dem Schlagschrauber dann die Radmuttern lösen, Sommerreifen ab, Winterreifen drauf. Schauben wieder mit dem Schlagschrauber anschrauben, Luftdruck kontrollieren. Und sobald der Wagen auf seinen Reifen steht, das Drehmoment checken. Noch eine kurze Probefahrt, erneut den Sitz der Schrauben kontrollieren, fertig. "Da ist auch kein Nachziehen der Schrauben mehr erforderlich", sagt Meister Jan-Henrik Bertog.
Wer seine wintertauglichen Gummis über Sommer eingelagert hat, muss mit zwei Tagen Vorlauf rechnen. Denn auch Kollmann lässt bei einer anderen Firma lagern; die Reifen müssen erst abgerufen werden.
Reifen-Check bringt Sicherheit
Wie Bertog weiß, erledigen viele Autofahrer den Reifenwechsel am Wochenende selbst. Die notwendigen Handgriffe beherrschen viele auch tatsächlich; dennoch rät der Meister, zum Wechsel die Werkstatt aufzusuchen: "So werden die Reifen regelmäßig gecheckt, und viele Schäden am Reifen erkennt nur der Fachmann." Die Profiltiefe sei auch von Laien zu messen, gehe es aber etwa um Bordsteinschäden oder feinste Risse im Gummi, seien geschulte Augen notwendig. Zumal viele dieser Schäden einen Reifenplatzer nach sich ziehen können - der womöglich fatale Folgen hat: "Platzt ein Reifen auf der Hinterachse, ist das Auto kaum noch zu halten."
"Gut die Hälfte haben wir jetzt durch", sagt Monteur Kubsta. In den kommenden Tagen und Wochen werden er und seine Kollegen weiter zusätzlich zum Werkstattbetrieb weitere Reifenwechsel absolvieren. Wann dann aber der große Ansturm ansteht, hängt vom Wetter ab. Kubsta: "Wenn der erste Schnee fällt, dann kommen all die, die das die ganze Zeit vor sich hergeschoben haben."
Zum Thema:
HintergrundSeit Mai 2006 müssen Autos auf deutschen Straßen dem Wetter entsprechend ausgestattet sein. Dazu gehören im Winter angemessene Bereifung und Frostschutzmittel in der Scheibenwaschanlage. Wer dagegen verstößt, muss mit 20 Euro Bußgeld rechnen. Sind Autos auf geschlossener Schneedecke mit Sommerreifen unterwegs und behindern den Verkehr, drohen sogar 40 Euro plus Eintrag in die Flensburger Verkehrssünderkartei. Viele Versicherungen verweigern die vollständige Haftung, wenn beim Schaden eine nicht der Saison entsprechende Bereifung im Spiel war. al
