Zahlen mit Zähneknirschen

Völklingen · Der Völklinger Stadtrat hat die bereits längst geplante Senkung der Standgebühren aufgeschoben. Drei Tage Herbstkirmes kosten nach wie vor wie neun Tage Osterkirmes – offenbar mit abschreckender Wirkung.

 „Ein Autoscooter, ein Pressluftflieger und dann noch einige Spiel- und Verkauffstände, das war's in Völklingen“, sagt Schaustelller Arnold Roos, hier Mitarbeiter am Mittwochmorgen beim Aufbau seines Kinderkarussells. Foto: Jenal

„Ein Autoscooter, ein Pressluftflieger und dann noch einige Spiel- und Verkauffstände, das war's in Völklingen“, sagt Schaustelller Arnold Roos, hier Mitarbeiter am Mittwochmorgen beim Aufbau seines Kinderkarussells. Foto: Jenal

Foto: Jenal

Die Sonne scheint, als Schausteller Arnold Roos seine Mitarbeiter dabei beaufsichtigt, wie sie am Mittwochvormittag sein Kinderkarussell für die Völklinger Herbstkirmes auf dem Hindenburgplatz aufbauen. Mit allerhand Material zum Unterbauen haben sie die Plattform des Fahrgeschäftes ins Blei gesetzt, ein Großteil der Antriebsmechanik ist auch bereits montiert. Der eigentliche Elektroantrieb fehlt noch, Dachkonstruktion, Drehscheibe und das wichtigste - die vielen kleinen Autos für die kleinen Passagiere - haben sie noch vor sich.

1969 war sein Karussell noch nagelneu und die Zeiten andere. "Onkel Arnold", wie er sich nennt, hat diese Zeiten erlebt. Er ist seit Jahrzehnten auf den saarländischen Rummelplätzen unterwegs, in wenigen Jahren will er in Rente gehen. "Die Kosten, die machen uns noch kaputt", meint er mittlerweile.

Die hohen Gebühren wirken sich aus: "Ein Autoscooter, ein Pressluftflieger und dann noch einige Spiel- und Verkaufsstände, das war's in Völklingen ", seufzt er. Auch wenn dieses Mal nur der halbe Hindenburgplatz bespielt wird, wird der Festplatz ziemlich leer bleiben. Das Platzgeld schrecke vor allem die Kollegen mit den großen und spektakulären Fahrgeschäften ab, nach Völklingen zu kommen. "Es war schon im Vorfeld schwierig bis unmöglich, größere Fahrgeschäfte zur Herbstkirmes zu bekommen", sagt Marktmeisterin Birgit Kölbl. Der Stadtrat hat die Änderung der Marktsatzung vertagt. Damit hat sich die letzte Chance der Schausteller auf sinkende Kosten zerschlagen.

Roland Haddzis ist mit seinen 450 Quadratmetern Fahrfläche für seine Autoscooter-Bahn noch auf der Anfahrt nach Völklingen . Die Fahrbahn, Dachkonstruktion, Planen, Verkleidungen, Licht- und Musikanlage am einen Standort ab- und am neuen wieder aufzubauen - viel Aufwand, der sich immer weniger rentiert. Bianca und Heinrich Dörks bauen ihren Eiswagen mit dem Eisbären auf und bereiten ihn für die Herbstkirmes vor.

Dörks ist bei den Schaustellern auch für die Werbung zuständig, ersagt: "Am Samstag wird die Kirmes um 17 Uhr mit dem Fassbieranstich eröffnet. Danach ist Oktoberfesttreiben im Festzelt." Das hat Wirtin Tina Stiller vom Bit am Markt organisiert: "Wir machen Oktoberfestgaudi mit Festbier im Maßkrug und Karaokeparty." Sie freut sich auf viele Gäste in bayrischer Tracht: "Damen, die im Dirndl kommen, bekommen ein Glas Sekt gratis." Los geht es um 19 Uhr. Über das weitere Treiben informiert Dörks: "Dienstag ist Kindertag mit Clown, Kinderschminken und günstigen Preisen." Im Eligiusviertel findet parallel dazu der Herbstjahrmarkt statt. Wie Marktmeisterin Kölbl informiert, haben sich 39 Beschicker aus allen Bereichen des typischen Jahrmarkt-Sortiments dafür angemeldet. Schon zur Herbstkirmes sollte die Standgebühr in Völklingen auf 50 Prozent ermäßigt werden, aber der Völklinger Stadtrat hat nach Intervention des Lauterbacher Ortsrates am Dienstagabend die Entscheidung über eine neue Gebührensatzung vertagt. Der Völklinger Ortsrat hatte die Debatte über eine Ermäßigung ins Rollen gebracht, und der stellvertretende Ortsvorsteher Uwe Steffen (CDU ) reagierte nun äußerst enttäuscht auf diese Entscheidung: "Wir können uns nur bei den Schaustellern entschuldigen und versprechen, als Ortsrat Völklingen weiter an dem Thema dran bleiben", erklärte Uwe Steffen.

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