Wohlfühl-Nummer beim Hüttenjazz

Völklingen. Wie im Bilderbuch begann am Freitag die Geburtstagssaison des Völklinger Hüttenjazz. Auf dem prall gefüllten Zimmerplatz konnte Ivo Müller, der Erfinder, Organisator und künstlerische Leiter der Feierabend-Reihe, zum ersten Mal in zehn Jahren ein Doppel mit zwei Programmpunkten ansagen

Völklingen. Wie im Bilderbuch begann am Freitag die Geburtstagssaison des Völklinger Hüttenjazz. Auf dem prall gefüllten Zimmerplatz konnte Ivo Müller, der Erfinder, Organisator und künstlerische Leiter der Feierabend-Reihe, zum ersten Mal in zehn Jahren ein Doppel mit zwei Programmpunkten ansagen. Was Meinrad Maria Grewenig, Direktor des Weltkulturerbes Völklinger Hütte, veranlasste, mit Argusaugen eventuelle Publikumsschwankungen im Laufe des Konzerts zu beobachten. Grewenig ist mit dem ebenfalls anwesenden Völklinger Oberbürgermeister Klaus Lorig Veranstalter der erfolgreichen Open-Airs. Aber auch in der zweiten Hälfte mit der saarländischen Big Band Brassolution hielten die erfahrungsgemäß treuen Hüttenjazz-Fans weiter zahlreich die Stellung. Los ging's zunächst mit dem Gitarristen Joscho Stephan aus Mönchengladbach, der mit seinem schlagzeuglosen Quartett (Geige: Sebastian Reimann) hier das beim Hüttenjazz gleichfalls stetige überregionale Element vertrat. Unter den vielen Gitarristen der internationalen Szene, die auf den Spuren des großen Django Reinhardt wandeln, ist Joscho Stephan einer der fähigsten. Weder versucht er, den bis heute Unerreichten sklavisch zu kopieren, noch schickt er sich an, mit Griffbrettrasereien den Sinti-Swing in vermeintlich neue Dimensionen zu katapultieren. Stephan begeisterte in Völklingen durch mitreißende Spiellaune und empfahl sich als humorvoller Unterhalter. Er stattete Mozarts Türkischem Marsch einen Besuch ab, suchte stimmungsvolle Balladen-Gefilde heim und baute eigene Kompositionen ein. "Brassolution" um den Saarbrücker Komponisten, Keyboarder und Trompeter Achim P. Schneider ist eine ganz besondere Pflanze. Mit wenig mehr als zehn Musikern aus dem Saarland, Trier und Luxemburg keine ausgewachsene, sondern "nur" eine Mini-BigBand, bringt Brassolution dennoch eine vergleichbare Power rüber, bei erfreulich transparentem Klang. Dabei reicht das Repertoire von druckvoll groovendem und swingendem Unterhaltungs-Jazz (ein Lob an die Adresse des blutjungen Saarbrücker Schlagzeugers Daniel "D-Flat" Weber) bis mitten hinein in erfreulich authentisch klingende Latin-Regionen. Niwver Navarro macht's möglich! Der Sängerin aus Kuba fehlt es bei knackigen Songs US-amerikanischer Prägung keinesfalls an Temperament und Stilgefühl; und im lateinamerikanischen Sektor ist sie eine Klasse für sich. Wenn Navarros rauchige Stimme hier steinerweichend schluchzte, rieselten einem wohlige Schauer den Rücken herunter, und das Schnupftuch saß locker in der Tasche. Die Begeisterungswogen auf dem Zimmerplatz unterstrichen die Lust auf weitere zehn Jahre Hüttenjazz.Weiter geht es am Freitag, 16. Juli, 18 Uhr, auf Zimmerplatz am Eingang des Weltkulturerbes Völklinger Hütte mit Nicole Jo. Der Eintritt ist frei.

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