Wo man das Feuer zähmen lernt

Völklingen · Die Premiere im vorigen Jahr hat ein paar junge Leute so begeistert, dass sie sich als Auszubildende bei Saarstahl bewarben – erfolgreich. Jetzt zeigten sie anderen Jugendlichen, was sie bereits können.

Loderndes Feuer und heiße Glut sind kennzeichnend für den Ausbildungsplatz der klassischen Schmiede. Man nutzt das Ur-Element, um Eisen und Stahl so zu erhitzen, dass man den Werkstoff mit schweren Hämmern formen und bearbeiten kann. Klar, dass ein solch spektakulärer Arbeitsplatz die Blicke der Interessierten auf sich zieht, die dem Völklinger Saarstahlwerk am Samstag bei dessen zweitem Tag der Ausbildung ihren Besuch abstatten.

Spektakulär geht es eigentlich auch im Ausbildungsbereich der Schweißer zu - das Surren des für ungeschützte Augen viel zu grellen Lichtbogens, fliegende, grell glühende Schweißperlen, die ahnen lassen, welch enorme Energie da frei gesetzt wird, um Metallstücke zu verbinden. Doch im Ausbildungszentrum ist nichts davon zu sehen. Denn die Auszubildenden lernen das schwierige Handwerk zunächst mit einem Simulator.

Patrik Schwarz ist der zuständige Ausbilder : "Es ist uns wichtig, zu Beginn die Gefahren bei dieser Arbeit zu reduzieren", sagt er; "Strahlung, Hitze, hohe Ströme kommen hier zusammen. Und um den gewaltigen Lichtbogen zu zähmen, ist allerhand Feingefühl notwendig, gute Koordination zwischen Auge und einer möglichst sicheren Hand." Daher seien die ersten Schritte am Simulator einfacher zu lernen. Ohne dass der grelle Lichtbogen einem die Augen verblitzt. Und ohne dass die wilden Schweißperlen doch noch Lücken in der eigentlich dichten Arbeitskleidung entlarven.

Schweißen am Simulator

Die angehenden Verfahrensmechaniker Lukas Meiser und Niklas Hartz und die Werkstoffprüfer-Auszubildende Tessa-Marie Hehl absolvieren derzeit in ihrem ersten Lehrjahr die Schweißabteilung. Und am Simulator bringen sie schon ansehnliche und brauchbare Kehlnähte zustande. Hehl und Hartz sind froh, dass es bei Saarstahl seit dem vergangenen Jahr den Tag der Ausbildung gibt. Denn sie waren als Besucher der Premiere so begeistert, dass sie sich beworben haben - erfolgreich.

Fabrice Rouget, Verfahrensmechaniker im zweiten Lehrjahr, übt sich derzeit als Technischer Zeichner. Entweder am Zeichenbrett oder am Computer. Und wenn sich ein Besucher die Sache mit Vorderansicht, Draufsicht und Seitenansicht nicht recht vorstellen kann, zeigt er das entsprechende Modell, das er normgerecht auf seinem Zeichenbrett skizziert hat.

Unterhaltsam sind die Beiträge der Betriebselektriker. Sie haben unter anderem einen Schießstand mit einer Lichtpistole gebaut. Trifft der Schütze, kippt die anvisierte Büchse tatsächlich nach hinten.

Hoch modern ist ein Großteil des Ausbildungsgerätes. Etwa die Fünf-Achsen-Drehmaschine, wo Ausbilder Martin Koch das Sagen hat. Einen Würfel im Würfel, das Ganze als Schlüsselanhänger, lässt er immer wieder unter staunenden Augen produzieren - und das entstandene Werkstück gibt es als Andenken mit nach Hause.

Auch der Betriebsrat informiert. Jugendvertreter Timo Ahr berichtet: "Wir zeigen zum Beispiel den Unterschied zwischen dem, was das Gesetz vorgibt, und dem, was wir im Tarifvertrag erreicht haben." Etwa in Sachen Vergütung und Urlaubsregelung.

Der Tag kommt gut an

Die Ausbildungsleiter Patrik Hüttel-Gier und Annette Reimsbach freuen sich über den Erfolg dieses zweiten Ausbildungstages. Hüttel-Gier, für die technischen Berufe zuständig, sagt: "Wenn zu Beginn des nächsten Ausbildungsjahres wieder zwei, drei Auszubildende sagen, dass sie hier so begeistert waren, dass sie sich beworben haben, dann war dieser Tag ein Erfolg."

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