Kolumne „Wir schenken Ihnen . . .“

Mancher Brief klingt großzügig. Aber die Absender wollen in Wahrheit nur eines – nämlich unser Geld.

Kolumne: „Wir schenken Ihnen . . .“
Foto: SZ/Robby Lorenz

Geschenke sind was Wunderschönes. Ganz ernsthaft. Aber Post, die mit den Worten „Wir schenken Ihnen...“ beginnt, finde ich eher (unfreiwillig) komisch. Denn derlei Briefe oder auch, selten, E-Mails sind alles andere als uneigennützig. Sie stammen durchweg von Geschäften, die nur eines wollen – nämlich mein Geld.

Die „Geschenke“, die sie versprechen, sind Gutscheine. 20 Euro, beispielsweise, soll ich geschenkt kriegen, wenn ich das nächste Mal einkaufe bei dem betreffenden Laden oder Online-Shop. Die Sache hat freilich stets einen Haken, der sich erst im Kleingedruckten findet. Mindestens so und so viel muss ich ausgeben, wenn ich das „Geschenk“ bekommen möchte. Obendrein muss ich mich sputen mit meinem Einkauf, denn der Gutschein gilt nur bis zum Tag X – und meistens ist die Frist, die die „Schenker“ setzen, ziemlich kurz.

Anfangs habe ich mich geärgert. Denn klar ist ja: Kein Einzelhändler hat was zu verschenken, Rabatte aller Art sind immer eingepreist. Ich habe überlegt, ob ich den Läden schreibe, dass sie derlei Nicht-Geschenke bitte unterlassen mögen. Doch dazu war ich dann zu faul. Mittlerweile amüsiert mich die Sache. Schnäppchenjägerei um der puren Jagd willen ist zwar nicht mein Ding; mit Gutscheinen kriegt mich niemand dazu, Dinge zu erstehen, die ich nicht brauche. Aber vielleicht sind die Papierchen doch mal nützlich, man weiß ja nie – so landen sie nun in einer Kiste. Gutschein rein, Schublade zu. Nächster Gutschein. Übernächster.

Neulich habe ich vor einem Einkauf mal wieder aufgeräumt und geschmunzelt über all die verpassten „Chancen“. Und dann musste ich richtig lachen: Ganz unten lag ein Gutschein für den Laden, den ich gerade auf dem Zettel hatte. Das kam unverhofft – beinahe ein Geschenk.

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