„Wir haben noch große Probleme“

Völklingen · Im Juni 2005 förderte das Bergwerk Warndt-Luisenthal letztmals Kohle. Seither kämpft die Region darum, den Strukturwandel zu bewältigen. In Luisenthal und Fürstenhausen sind noch viele Fragen offen.

 Warten auf Belebung: Die Tagesanlage der früheren Grube Luisenthal bietet ein trauriges Bild. Hier ein Blick vom Bahnhof aus – über die Gleise hinweg – auf die beiden Fördertürme. Archivfotos: Becker & Bredel

Warten auf Belebung: Die Tagesanlage der früheren Grube Luisenthal bietet ein trauriges Bild. Hier ein Blick vom Bahnhof aus – über die Gleise hinweg – auf die beiden Fördertürme. Archivfotos: Becker & Bredel

Rudolf Krumm, Saar-Chef der RAG Montan Immobilien GmbH, kann beachtliche Erfolge vorweisen bei der Sanierung und Neunutzung von Bergbauflächen in der Region: 169 Hektar wurden schon vermarktet, so schnell wie nie zuvor nach einer Grubenschließung in Deutschland (wir haben berichtet). Krumm führt das zurück auf die Regionale Strukturkonferenz, bei der alle Akteure früh und gemeinsam mit dem Planen begannen für den Strukturwandel . Aber, Krumm redet nicht drumrum: "Wir haben noch große Probleme. Eins davon ist Luisenthal."

Der Völklinger Stadtteil, ohnehin zerschnitten durch die lärmende Bundesstraße 51 und die Bahntrasse, hat seit der Grubenschließung eine riesige, gähnend leere Mitte. Die RAG wollte dort zunächst einen Bio-Energiepark anlegen, Wind-, Sonnen- und Wasserkraft plus Geothermie. Dieses Projekt zerschlug sich - nach Jahren stand alles wieder auf Anfang.

Ein Lenkungskreis aus Vertretern der Stadt, des Landes und des Bergbauunternehmens diskutiert nun über einen "Plan B" (Krumm). Wie kann man die Tagesanlagen-Fläche neu nutzen, beleben und für den Stadtteil fruchtbar machen? "Die Kooperation funktioniert", sagt Krumm. Man habe sich auf ein Grundsatz-Konzept aus "verschiedenen Bausteinen" verständigt: Die Tagesanlage soll Ort des "großen Gedenkens" sein ans Grubenunglück von 1962; ihre Grün- und Landschaftsanteile sollen für Naherholung erschlossen werden; es soll es erneuerbare Energie geben und zudem Gewerbe. Aber da seien auch noch "lose Enden, die noch nicht verknüpft sind". Dazu, sagt er auf Nachfrage, gehöre die Eisenbahnunterführung in der Altenkesseler Straße. Sie ist ein Nadelöhr, durch das kein großer Lkw passt. So hat die Fläche bisher keine brauchbare Verkehrsanbindung. Derzeit werde geprüft, welche Förderung möglich sei für einen Umbau der Unterführung ("das wird teuer"). Von der Aufweitung hänge ab, was man in Sachen Gewerbe auf der Tagesanlage machen könne. Und das wiederum bestimme, wieviel Geld nötig sei für andere Luisenthaler Vorhaben: "Am Ende hängen die Projekte miteinander zusammen."

Problem: Die Firmen-Nachfrage nach Luisenthaler Gewerbeflächen halte sich in Grenzen, es gebe "interne Konkurrenz" zum Gelände der einstigen Saarland-Raffinerie. Der Lenkungskreis arbeite dran, sagt Krumm. Und werde im September Ergebnisse vorstellen.

Zu den Problemfällen gehört auch Fürstenhausen: Dort geht der Wiederaufbau nach schweren Bergschäden nur zäh voran. Die geplante neue Kita, sagt Krumm, "wäre ein tolles Symbol gewesen" für den Neubeginn - doch die evangelische Kirchengemeinde entschied gegen den Bau.

Dennoch, es ziehen wieder Leute nach Fürstenhausen: "Es gibt Nachfrage nach Wohnbauflächen dort", sagt Rudolf Krumm. > Ende der Serie

 Rudolf Krumm

Rudolf Krumm

 Fürstenhausen: Am Sportplatz begann im April der Umbau (unser Bild), sonst ist noch wenig passiert.

Fürstenhausen: Am Sportplatz begann im April der Umbau (unser Bild), sonst ist noch wenig passiert.

 Nadelöhr: Bahnunterführung in der Altenkesseler Straße.

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HintergrundIn Fürstenhausen haben rund 700 der 727 Gebäude im Ort Bergschäden erlitten, mehr als 100 Häuser wurden zu "Totalschäden"; das Bergbauunternehmen erwarb die meisten zugehörigen Grundstücke. Ein erstes, anspruchsvolles Konzept für eine neue Ortsmitte wurde nicht verwirklicht, jetzt gilt ein neuer, städtebaulich bescheidenerer Plan. Bisher hat nur der Umbau des Sportplatz-Areals begonnen. Aber die Einwohnerzahl steigt wieder. Und die RAG Montan Immobilien verzeichnet Nachfrage nach Bauland. Rudolf Krumms Zahlen dazu: Von 2010 bis 2015 hat sein Unternehmen 1,6 Hektar Fläche in Fürstenhausen verkauft. 1,2 Hektar besitzt es noch, außerdem das für ein Seniorenheim verplante Grundstück, über das derzeit verhandelt wird. Von den verkauften 1,6 Hektar gingen 6000 Quadratmeter an private Käufer, bei Grundstücksgrößen von durchschnittlich 600 Quadratmetern. Einen Hektar rund ums ehemalige Palais Royal hat die Stadt erworben. dd

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