Regen und Matsch sind für sie kein Problem Wildschweine fühlen sich in ihrem Element

Ludweiler · Der Wildpark Ludweiler sollte dem städtischen Rotstift zum Opfer fallen. Gerettet wurde er von einer ehrenamtlichen Ranger-Truppe.

 Die Wildschweine fühlen sich in ihrem Gehege im Wildpark Ludweiler buchstäblich sauwohl.

Die Wildschweine fühlen sich in ihrem Gehege im Wildpark Ludweiler buchstäblich sauwohl.

Foto: Andreas Lang/Picasa

Den Schwarzkitteln im Gehege des Wildparks Ludweiler hat der wochenlange Dauerregen wenig ausgemacht. Im Gegenteil. Was die nassen Bindfäden aus den Wolken mit dem Gelände gemacht haben, das mögen die Borstenviecher so richtig. Mit vier Beinen stehen sie mittendrin im Modder, im Batsch, in schwarzbraunen Pfützen. Die Schnauzen wühlen sich wie Pflüge durch den Waldgrund und tauchen wenig später schmatzend wieder auf. Keine Frage: Bisher ist dieser Winter genau nach ihrem Geschmack.

Während die Bachen um Keiler Frederik meist ziemlich dicht am inneren, dem Strom führenden der beiden Zäune stehen, hält sich das Damwild im Gehege gegenüber lieber im Hintergrund. Einige Dutzend Meter vom Zaun entfernt, dort, wo niederes Gehölz wieder ein bisschen Deckung bietet, fühlen sie sich wohler. Nur der Hunger lockt sie nach vorn. Wenn nämlich früh morgens die Ranger mit ihren Warnwesten durch die zum Gehege führende Hintertür des Futterhauses kommen, bringen sie Leckeres mit.

Als die SZ zu Besuch ist, füttern gerade Erik und Christian Kuhn die Tiere, zwei der derzeit 21 Ehrenamtlichen, die vor allem am Wochenende und an Feiertagen im Wildpark tätig sind. Vor Jahren war der Park nämlich bedroht. 2015 wollte die Stadtverwaltung den beliebten Wildpark wegsparen. Was in Ludweiler einen lauten Aufschrei verursachte. „Mit der Initiative unserer Jusos begann die Rettung“, sagt Erik Kuhn, Chef der SPD-Fraktion im Völklinger Stadtrat. Wichtiger als die 1500 Euro, die beim Benefizlauf der Jusos für den Wildpark zusammengekommen waren, war aber das riesige Interesse, das die Aktion verursacht hat. Bald darauf hat sich der Rangerkreis gebildet. Stadt-Försterin Verena Lamy ist Ansprechpartnerin der Ranger. Sie hat auch die Arbeitsbedingungen und den Aufgabenbereich festgelegt. Neben der Fütterung müssen die Ranger die Tiere zählen und außerdem per Sichtkontrolle einschätzen, ob ein Tier verletzt oder krank sein könnte. Mit etwa 2,5 Hektar ist der Ludweiler Wildpark deutlich kleiner als der etwa elf Hektar große Park zwischen Völklingen und Püttlingen. Beide Parks gehören der Stadt.

„Wir stellen unsere Arbeitszeit kostenlos zur Verfügung“, sagt  Erik Kuhn. Das jüngste Mitglied der Truppe ist 24, das älteste knapp über 70, wie Kuhn sagt. Er selbst war einer der Initiatoren der Ranger-Truppe und erledigt viel Organisatorisches, verschickt beispielsweise die Zeiten der Rufbereitschaft der betreffenden Forst-Mitarbeiter an die Ranger. Umgekehrt kümmert er sich auch darum, die Einsatzzeiten der Ranger an den Fachdienst Forstwirtschaft der Stadt Völklingen zu versenden. So stehe man im stetigen Austausch, das klappe hervorragend. Das bestätigt auch dessen Leiterin Verena Lamy.

 Das Damwild hält sich eher vornehm vor den Besuchern zurück.

Das Damwild hält sich eher vornehm vor den Besuchern zurück.

Foto: Andreas Lang/Picasa
 Erik und Christian Kuhn sind zwei der 21 Wildpark-Ranger.

Erik und Christian Kuhn sind zwei der 21 Wildpark-Ranger.

Foto: Andreas Lang/Picasa

„Die Ranger kommen vor allem am Wochenende und an Feiertagen zum Einsatz“, berichtet Kuhn. „Die Einteilung, wer wann den Dienst übernimmt, wird ein halbes Jahr im voraus gemacht.“ Sämtliche Termine zu besetzen, sei kein Problem.  Pro Jahr spart Völklingen dank der Ehrenamtlichen etwa 30 000 Euro, sagt Erik Kuhn. Und die Ludweiler Bürger und die Besucher des Völk­linger Stadtteils können sich an ihrem kleinen, aber feinen Wildpark. erfreuen und sich in der Natur mit eigenen Augen zum Beispiel davon überzeugen, dass das, was sie als Mistwetter bezeichnen, irgendwo doch einen Sinn hat.

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