Wiese wird nachts zum Zauberwald
Völklingen · Das zweitägige Fest, zu dem der Völklinger Drachenclub Nepomuk jedes Jahr einlädt, ist in der Szene längst ein Begriff. Anlässlich des 20. Geburtstages hatte Clubgründer Reinhold Gläser eine nächtliche Schau vorbereitet.
Im Sturzflug geht's nach unten, der Aufprall auf den Erdboden scheint unausweichlich. Dann ein gezielter Zug an der Leine - und der kleine Drachen erhebt sich grazil wieder in die Lüfte. Klar, denn Drachenflieger Herbert Spengler vom Völklinger Drachenclub Nepomuk versteht sein Handwerk. Passend zum 20. Jubiläum des Drachenfestes am Wehrdener Wasserturm meinte es der Wettergott am Samstag gut mit den Mitgliedern des Clubs und den zahlreich erschienenen Gästen.
Fast kein Wölkchen war am strahlend blauen Himmel zu sehen, dafür aber viele bunte Drachen in allen Formen und Größen. Ein besonderes Fest für die Augen boten unter anderem die Mainzelmännchen und der riesige Kraken von Nepomuk , die Großdrachen des Luxemburger Drachenclubs Blue Sky, der Wyverex (ein zehn Meter großes Flugobjektin Gestalt eines Drachen) von Rolf Zimmermann sowie der acht Meter große Teddybär von Karl-Ludwig Oechsler. Ein weiterer Höhepunkt waren die beiden Heißluftballons.
Wer es actionreich mochte, wohnte den Rokkaku-Kämpfen bei. Ziel dieses aus Japan stammenden Spiels ist es, mit dem eigenen Drachen alle anderen durch geschickte Flugmanöver zum Absturz zu bringen, was gar nicht so einfach ist. "Beim Rokkaku-Kampf muss man seinen Drachen mit nur einer Leine lenken. Dafür braucht man Erfahrung", erklärte Dieter Härtel, der aus dem samstäglichen Wettkampf als Sieger hervorging. 1994 wurde der Club Nepomuk von Reinhold Gläser gegründet: "Auf der Wiese liegend einen Drachen steigen lassen und diesem zuschauen - dabei kann ich am besten die Seele baumeln lassen." Zum 20. Jubiläum hat sich der Verein eine außergewöhnliche Nachtschau einfallen lassen und dabei tief in die Trickkiste gegriffen. Bei Einbruch der Dunkelheit verwandelte sich die Wiese am Wasserturm in einen Zauberwald, flankiert von 40 roten Fahnen und loderndem Fackelfeuer. Dort trieben sich Drache, Teufel, Fledermäuse, ein mit Feuer-Pois hantierender Zauberer und natürlich Nepomuk , das Maskottchen des Vereins, herum. Viel Herzblut hatten die 18 Akteure in diese Schau gesteckt. Das Publikum belohnte sie mit tosendem Applaus.