Wochenkolumne Wie wär’s mit Solidarität?

Völklingens SPD hat es versäumt, zur Bürgermeisterwahl Bündnisse zu schließen. Sie geht mit ihren kommunalpolitischen Talenten nicht sehr pfleglich um.

Wochenkolumne: Wie wär’s mit Solidarität?
Foto: SZ/Robby Lorenz

Wetten auf den Ausgang der Völklinger Bürgermeisterwahl dürfte kaum jemand gewagt haben. Jedenfalls nicht über den ersten Wahlgang hinaus; dass es da auf ein Duell zwischen dem SPD-Kandidaten Erik Roskothen und dem CDU-Bewerber Christof Sellen hinauslief, war angesichts der Mehrheitsverhältnisse im Rat abzusehen. Die Stichwahl aber war spannend. Denn weder die SPD (17 Fraktionsmitglieder) noch die CDU (16 Stimmen) besaß eine eigene Mehrheit, beide brauchten Unterstützung von den kleinen Ratsfraktionen. Bündnispartner. Und damit, das hat sich einmal mehr gezeigt, tut sich Völklingens SPD schwer.

Eine Weile war sie in einer Art wilder Ehe mit der CDU verbandelt. Diese inoffizielle GroKo war irgendwie, irgendwann Geschichte, ohne dass jemand das klar gesagt hätte. Und ohne dass die SPD auf neue Partnersuche ging; die Abneigung zwischen ihr und der Linken ist so herzlich wie eh und je. Fatal für den SPD-Kandidaten Erik Roskothen. Er hatte seine politische Zukunft auf die Bürgermeister-Karte gesetzt, dafür auch aufs Stadtratsmandat verzichtet – und kassierte nun eine schmerzhafte Niederlage. Die überrascht im Prinzip nicht, siehe oben. Doch wie deutlich die Wahl ausging, 25:20, überrascht schon.

Die SPD hat sich zu wenig ums Koalieren gekümmert. Das reiht sich ein in eine wenig ruhmreiche Vergangenheit, in der die SPD ihre Frontleute nicht eben pfleglich behandelte. Erinnern wir uns: Die Bürgermeisterwahl 2002 gewann CDU-Mann Jochen Dahm – mit einer heimlichen SPD-Stimme. Erfolglose OB-Kandidaten und Fraktionschefs strafte die SPD harsch ab. Und ließ nun erneut einen Kandidaten ins Messer laufen.

Solidarität, eine ur-sozialdemokratische Tugend, muss Völklingens SPD erst wieder lernen.

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