Wie Völklingen seine Stärken nutzen kann

Völklingen

Völklingen. "Völklingen weist eine einzigartige Industrielandschaft auf - die könnte es eigentlich wesentlich besser nutzen": So brachte Christine Schaal-Lehr von der Planungsgruppe agl auf den Punkt, was ihr und ihren Kollegen aufgefallen ist während der einjährigen Arbeit am Masterplan Grün für die Stadt, der vorige Woche im Stadtratsausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt vorgestellt wurde. Besser nutzen könnte die Stadt nach Ansicht der Planer auch ihre Lage: Hier treffen die "Saar-Achse" und die "Wald- und Bergbau-Achse" der Region zusammen, hier kreuzen sich verschiedene Wander- und Radwege. In dieser "Scharnierfunktion" der Stadt stecke enormes Potenzial, das bisher brach liege. Masterplan Grün, das bedeutet nicht etwa - salopp gesprochen - ein paar Straßenbäumchen hier, ein Rasenstücklein dort, ein bisschen sommerliche Beblümelung. Es geht vielmehr um ein umfassendes Konzept für die Freiflächen im Stadtgebiet. Sie sollen in ihrer Eigenart und ihrem Reiz besser erlebbar und nutzbar werden, für Völklingens Bewohner ebenso wie für Besucher. So haben die Planer eine gründliche Analyse des Vorhandenen an den Anfang gestellt und dann Ideen gesammelt, wo und wie sich Dinge entwickeln lassen. Auf drei Schwerpunkte haben sie sich dabei konzentriert. Erstens aufs Saartal. Der Fluss erlaubt Wasser-Erlebnisse, seine Ufer können grüne Aufenthaltsräume sein, spannender Kontrast zur Industriekulisse nebenan. Zweitens auf den Warndt als "waldreichen Gegenpol zur Industriestadt". Auch hier sind nach Ansicht der Planer Gegensätze entscheidend, geschlossene Waldfläche gegen offene "Rodungsinseln" in den Dörfern. Und drittens die schon genannte "Scharnierfunktion" Völklingens zwischen Wasser und Wald, Industrie- und Natur-Erleben. Große Stärken. Im Prinzip. Aber beim Blick auf Details zeigen sich Schwächen. Spezielle "Erlebnisorte" findet man nicht, weil Schilder fehlen, so beim Rosselsprung im Warndtwald. Oder man kommt gar nicht erst hin, etwa zur Rosselmündung in Geislautern; doch mit simplen Mitteln könnte man sie zugänglich machen, eine schlichte Holzplattform direkt am Ufereck wäre schon genug. Auch Lücken im Wegenetz sind leicht zu schließen: So haben die Planer eine Mini-Brücke entworfen, die Radlern einen fesselnden Weg von Wehrden durchs Weltkulturerbe zur Innenstadt öffnet. Förderung für diese und andere Projekte ließe sich aus europäischen und nationalen Töpfen einwerben. Vorausgesetzt, die Stadt macht sich den Masterplan Grün als langfristiges Konzept zu eigen. Darüber aber muss der Rat erst noch entscheiden. In der Ausschusssitzung blieb nicht einmal Zeit zur Diskussion.

HintergrundDer Masterplan Grün der Stadt Völklingen ist eng vernetzt mit dem Interreg IV a-Projekt "Das Blaue Band - Die Saarachse als Impulsgeber für eine Neuorientierung der grenzüberschreitenden Agglomeration". Hinter dem sperrigenTitel verbirgt sich das Vorhaben, die Saar von Saargemünd bis Völklingen aufzuwerten, mit europäischer Förderung. Bei dem Projekt arbeiten französische und deutsche Kommunen und Kommunalverbände zusammen; die Federführung hat das sarländische Umweltministerium. dd

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