Hänsel und Gretel 2.0 Hänsel und Gretel, modern

Würden die Brüder Grimm heutzutage Märchen schreiben, die Geschichte von Hänsel und Gretel sähe anders aus. In etwa so vielleicht: Die Tochter von Freunden reiste jüngst für ein paar Auslandsmonate gen Russland.

Wie sich verirrte Kinder heutzutage zurecht finden
Foto: SZ/Robby Lorenz

Ihr vorübergehendes Zuhause dort: eine Plattenbau-Siedlung sozialistischer Prägung. Alles hoch, ein Haus wie das andere. Eine Betonwüste irgendwo am Stadtrand.

Wider Erwarten fand die junge Dame am ersten Tag allein den Weg zu ihrem Arbeitsplatz auf Zeit. Das eigentliche Problem zeigte sich abends beim Heimkommen. Sie verirrte sich im architektonischen Einheits-Dschungel. Lauter identische Türen, welche war ihre? Als sie nach langem Suchen endlich die richtige fand, war es fast dunkel.

Am nächsten Morgen besann sich das Kind auf Hänsel und Gretel. Zwar hatte sie keine Kiesel zur Hand, und dass Brotkrümel ungeeignet sind, wusste sie noch aus Kindertagen. Aber in modernen Märchen gibt es Handys. Mit ihrem fotografierte sie jeden markanten Punkt und fand anhand der Bilder problemlos die richtige Tür. „Hänsel und Gretel 2.0“, sagte sie ihrer Mutter am Telefon. Wollten die Grimm-Brüder ihren Hänsel heutzutage bei der Hexe landen lassen, müsste wohl wenigstens sein Handy-Akku leer sein.

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