Griechische Komödie in Musical-Fassung Wie Frauen Männer zum Frieden zwingen

Völklingen · Krieg oder Liebe? Darum geht es in einem selbst geschriebenen Musical, das das Marie-Luise-Kaschnitz-Gymnasium präsentiert.

 Die jungen Darsteller des Marie-Luise-Kaschnitz-Gymnasiums sind mit viel Leidenschaft dabei.

Die jungen Darsteller des Marie-Luise-Kaschnitz-Gymnasiums sind mit viel Leidenschaft dabei.

Foto: BeckerBredel

Diesmal hat sich die Musical-Company des Völklinger Marie-Luise-Kaschnitz-Gymnasiums (MLK) an ein schwieriges Thema gewagt. Es geht um die Sehnsucht nach Frieden, um die Lust auf Liebe, um Krieg und Sex. Dass die literarische Vorlage in der Antike spielt, macht die Sache nicht einfacher. Und dann wird die ernste Thematik auch noch als Komödie verpackt. Da sind Fingerspitzengefühl und Timing gefragt. „Lysistrata – Krieg oder Liebe“, heißt das Musical von Andreas Schmittberger, das am Samstagabend in der Schulaula Premiere feiert.

So beginnt die Geschichte: Die Schülerinnen Britt und Alex müssen sich mit dem gleichnamigen Stück des griechischen Dichters Aristophanes befassen. Alex würde sich ja lieber mit ihrem Handy beschäftigen, doch das hat der Lehrer kassiert. Die Lektüre des Textes zeigt, dass die Frauen vor über 2400 Jahren ganz andere Probleme hatten: Seit 30 Jahren tobt der Krieg zwischen Athen und Sparta. Dem wollen Lysistrata und ihre Mitstreiterinnen endlich ein Ende bereiten, „nicht mit Speer und Schild, sondern mit den Waffen einer Frau“.

Solange die Männer keinen Frieden schließen, so ihr Schwur, fällt die Liebe flach. Mitsamt der Staatskasse verschanzen sich die Frauen auf der Akropolis. „Kein Tropfen Blut soll mehr vergossen werden“, verkündet ihre Anführerin.

Angesichts des Sexentzugs liegen die Nerven schnell blank, mit einer „gackernden Gans“ will der Ratsherr nicht verhandeln. Doch der Druck wächst. „Ich bin scharf wie eine Peperoni“, verrät Kinesias. Bei seiner Angebeteten spielen die Hormone ebenfalls verrückt, Myrrhine sehnt sich nach den „strammen Waden“ ihres Geliebten. Die beiden werden zu Streikbrechern und treffen sich. Doch Myrrhine bleibt eisern, der Schwur hält.

Mit viel Leidenschaft sind die jungen Darsteller in der voll besetzten Aula bei der Sache. Von der fünften bis zur zwölften Klasse – alle Jahrgänge sind im Ensemble vertreten. Die Nachwuchsschauspieler präsentieren sich textsicher und ausdrucksstark. Auch die Komik kommt nicht zu kurz. Helena, ein „Blondinenwitz auf zwei Beinen“, befolgt gerne die Empfehlung ihres Gatten, nicht zu denken. Das mache ja doch nur Falten. Der Rat ihrer fassungslosen Kollegin: eine Gurkenmaske fürs Hirn.

Dem Publikum gefällt der couragierte Auftritt, immer wieder gibt es spontane Lacher und Szenenapplaus. Unterstützt werden die Darsteller von Chor und MLK-Orchester, über 60 Mitwirkende sind vor, auf und hinter der Bühne aktiv.

Zurück zur Geschichte: Als die Männer merken, dass ihre Frauen eisern bleiben, verhandeln sie mit den Feinden und schließen Frieden. Der tosende Applaus am Ende der Vorführung lässt die Schüler die viele Arbeit der vergangenen Monate vergessen. Seit Schuljahresbeginn wurde mehrmals die Woche geprobt. Neben dem Publikum sind auch die Macher zufrieden.

„Ich fand‘s sehr gut, sie haben schön gespielt“, sagt Andreas Schmittberger. Er ist Lehrer am MLK, aus seiner Feder stammen Text und Musik. Neben dem Spiel überzeugt auch das aufwändige Bühnenbild. Eine Woche lang haben die Schüler gemalt, geschraubt, gesägt und genäht. Und dabei nicht nur auf viel rotes Tuch, sondern auch auf professionelle Kniffe gesetzt. In einer Szene bewegt sich nicht nur Lysistrata in Zeitlupe, der weggeworfene Stuhl fliegt ebenfalls ganz langsam durch die Luft. Ein zuvor gedrehtes Video und ein Projektor machen‘s möglich.

„Es hat gut geklappt“, resümiert Matthias Piro. Der junge Mann, der im Vorjahr am MLK das Abitur gemacht hat, ist für Inszenierung und Ausstattung verantwortlich. Der Theaterkunst wird er wohl auch in Zukunft treu bleiben. Er will Opernregie in Hamburg studieren.

Die letzte der insgesamt vier Aufführungen findet am heutigen Mittwoch um 19.30 Uhr in der Aula des Gymnasiums statt.

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