Kultur und Natur aus Fotografen-Sicht Die Industriekultur im Sucher

VÖLKLINGEN · Umfangreicher Bildband von Werner Richner und Delf Slotta: „Saarland – Industriekultur – Industrienatur“

 Werner Richner 
  Foto: Rolf   
  Ruppenthal 

Werner Richner Foto: Rolf Ruppenthal 

Foto: Ruppenthal

Schleusen, Fördertürme, Hochöfen, Windräder, Brauereien, Brunnen, Brücken: Die Industriekultur ist mannigfaltig im Saarland und ein verbindendes Element zu Lothringen und Luxemburg. Dort, wo die Maschinen stillstehen, sind nicht nur Denkmäler entstanden. Ehemalige Bergehalden und Absinkweiher haben sich zu Biotopen entwickelt. In ihrem Buch „Saarland – Industriekultur – Industrienatur“ zeigen der Saarbrücker Industriegeograf Delf Slotta und der Saarlouiser Fotograf Werner Richner sowohl die Spuren der Vergangenheit als auch die Facetten der heutigen Industriekultur. Der Band, der in der Gebläsehalle der Völklinger Hütte vorgestellt wurde, ist bereits seit November auf dem Markt. Bei der Begrüßung der rund 30 Besucher sprach Weltkulturerbe-Generaldirektor Ralf Beil von „starken Fotos“ und „kenntnisreichen Texten“. Der opulente Text- und Bildband im Format 30 mal 30 Zentimeter wurde vom Merziger Unternehmen Krüger Druck+Verlag herausgegeben. Dessen Geschäftsführer Markus Weisgerber lobte die unkomplizierte Zusammenarbeit mit den Autoren. „Über das Betrachten und das Erleben dieser Orte und Räume der Arbeit, ob sie noch in Betrieb sind oder aus der Nutzung gefallen sind, erschließt sich einem die Seele dieses Landes und das Wesen seiner Menschen“, schreiben Slotta und Richner in ihrem Vorwort. Mit Blick auf ihr Werk sprechen sie von einer „Liebeserklärung an das Land und die beiden Themenkreise“. Diese Sympathie spiegelt sich in den stimmungsvollen Fotos wider. Die Hochofen-Silhouette der Völklinger Hütte und der Absinkweiher Frommersbachtal sind ebenso in Szene gesetzt wie die Sendeanlage Europe 1 in Berus. Die St.-Barbara-Skulptur am Luisenthaler Mahnmal erinnert an die 299 Opfer des Grubenunglücks von 1962. In der Dillinger Hütte wird noch produziert. Und auch die Natur kennt keinen Stillstand: Innerhalb weniger Jahre wurden ungenutzte Eisenbahngleise überwuchert. Der Saarpolygon darf natürlich nicht fehlen, den Bildvordergrund bilden die gefrorenen Kohlköpfe in der Lisdorfer Au. Und im Schlafhaus in der Grubensiedlung Von der Heydt „arbeiten heute die Beamten“, erläuterte Slotta mit einem Schmunzeln.

Auf den 320 Seiten blicken die Autoren auch über die Grenze: Zu sehen sind die Alte Grube Wendel in Petite-Rosselle, die Sandgrube der ostlothringischen Bergwerke in Freyming-Merlebach und das Kristallmuseum in Saint-Louis-lès-Bitche. Delf Slotta beschäftigt sich schon sein ganzes Leben mit der Kultur, die die Industrialisierung und ihr Erbe hervorgebracht haben. Werner Richner hat seinen Blick auf Reisen und durch seine Arbeit für Magazine wie „Geo“ oder „Merian“ geschärft. Eineinhalb Jahre habe er an dem Buch gearbeitet, erläuterte der Fotograf. Die digitalen Bilder wurden mit einer Software bearbeitet. Einige Fotos sind mit der Drohne aufgenommen. „Ich bin kein Freund von übermäßigen Farben“, sagte Richner. Wichtig ist ihm, Details sichtbar zu machen.

 Delf Slotta 
  Foto: Andreas Schlichter

Delf Slotta Foto: Andreas Schlichter

Foto: Andreas Schlichter

Auch die Erschaffer der Kultur werden in dem Buch gewürdigt. Delf Slotta skizziert den Lebensweg von Johannes Meiser, der 1855 in Holz geboren wurde. Als sein Vater starb, musste er zum Unterhalt der Familie beitragen. Mit 15 Jahren begann er, als Bergmann zu arbeiten. 1902 wurde er nach einem Untertage-Unfall pensioniert. Daraufhin erwarb er eine Kiesgrube, die er mit Ehefrau, Töchtern und Söhnen, aber auch mit angestellten Stundenarbeitern systematisch abbaute.

Das Buch (ISBN 978-3-9822734-6-4) – Auflage: 1700 Exemplare – kostet in der Standard-Version 68 Euro, die limitierte Sonderedition im Schuber mit zahlreichen Sonderdrucken 110 Euro.

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