Wenn Völklingen rockt

Völklingen · So lange hat der Völklinger Oldtimer-Korso noch nie gedauert: 350 historische Karossen waren dieses Mal dabei. Und die Geschäftsleute, die ihre Läden geöffnet hatten, freuten sich über lebhaften Einkaufsbetrieb.

Tief röhrt der gewaltige Motor des schweren Ami-Schlittens, als Besitzer Heiko Born auf das Gaspedal drückt. Seine schwarze Corvette C1 holt ihre stolzen 362 Pferdestärken aus einer Maschine mit unglaublichen 5,4 Litern Hubraum. Der stattliche Wagen und sein Besitzer haben in der Sonderkategorie "Big Block - der beste Ami" bei der 15. Oldtimershow beim Völklinger Herbsttag den ersten Platz geholt. Hunderte staunender Blicke der Beobachter am Straßenrand beim Schaufahren in der Völklinger Rathausstraße geben den Juroren in diesem Augenblick Recht. Das Publikum erfährt noch mehr über den Sieger: "Der Typ war in den 1950er Jahren der weltweit erste mit einer Kunststoffkarosse." Eigentlich kommt der heiße Schlitten aus Übersee, seine Garage steht aber in Saarbrücken. Die weiteste Anreise hatte ein Franke mit seinem Oldtimer auf sich genommen: Hans-Peter Irsch mit seinem Mercedes 200 S, der 1965 nagelneu war. Er kommt aus Mainbernheim: "Das liegt bei Würzburg im schönen Frankenland", sagt der Fahrer.

Der Herbsttag samt verkaufsoffenem Sonntag in der Innenstadt hat aber noch viel mehr zu bieten. Musik zum Beispiel. Das Trio Missisippitree spielt während der Oldtimer-Siegerehrung Dixieland. Dezent, während zwei Blaskapellen unüberhörbar laut unterwegs sind. Da spielen die Völklinger Guggemol-Musikanten "Ohne dich" im Haarstudio Westerkamp, wo es gegen eine Spende für die SZ-Aktion "Hilf-Mit!" auch ein Gläschen Crémant gibt. Rockig können die Guggemols auch, ebenso wie der Tambourverein aus Köllerbach. Der lässt es in weiß-blauen Landsknechts-Uniformen gerade vor Blumen Rupp in der Bismarckstraße krachen: "Don't stop me now" von Queen. In der Poststraße macht derweil das Duo "Nino meets Angelo" gut gelaunt aus Spider Murphy Gangs "Schickeria" eine "Pizzeria".

Auch rund um die Eligiuskirche ist einiges los. Während die kleine Marie die lebensechte Plastikkuh zu melken versucht, fährt Brüderchen Lukas auf dem Tret-Trecker. Weil er damit über ein Kippbrett steuern muss, ist einiges an Geschick gefragt. "Wissen Sie, wie man einen Feuerlöscher richtig bedient?", fragen einige Meter weiter die freiwilligen Feuerwehrleute Tobias Becker und Steven Schwarz die Passanten. Wie es richtig geht, dürfen Interessierte bei den Wehrdener Wehrmännern im Schatten der Eligiuskirche ausprobieren. Eine Simulationsanlage produziert das zu löschende Feuer. "Von oben ran gehen, das Ventil voll durchdrücken, kurze Stöße; sonst ist der Inhalt des Feuerlöschers zu schnell aufgebraucht", rät Becker. Der Löschangriff dauert Sekunden. "Jetzt den Brandherd noch beobachten, das Feuer könnte sich nochmal entzünden."

"Hier ist gut was los", freuen sich auch die Herbsttag-Organisatoren Hans Agostini und Christian Duchene vom Wirtschaftskreis. "Viele Leute in der Stadt, sonniges Wetter, und die Kunden kaufen auch ein." Anreiz bietet das Glücksrad; wer daran den richtigen Schwung hat, spart 20 Prozent beim Schuhkauf. Wer weniger Glück hat, bekommt nur fünf Prozent Rabatt. "Ich denke, im Rahmenprogramm ist für jeden was dabei", meint Duchene. So sind neben den Oldtimern samt Ami-Schlitten auch neue Karossen vieler Anbieter zu bestaunen.

Und noch einmal zu den Oldtimern. 350 waren dabei, mehr als je zuvor, wie Achim Schmidt im Anschluss an die Siergerehrung informiert: "Erstmals brauchten wir vier Plätze, um sie alle aufzustellen: Hindenburg-, Rathaus- und Otto-Hemmer-Platz und den Hof der Mühlgewannschule."

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Auf einen Blick Sieger: Big Block - bester Ami: Corvette C1 1959, Heiko Born, Saarbrücken. Damenteam: BMW 700 Coupé, 1964, Lisa Bourg. Weiteste Anreise: Mercedes 200 S mit Heckflosse, Hans-Peter Irsch, Mainbernheim. Best of Show: Mercedes 190 SL, 1959, Helmut Klein, Saarbrücken. Ältestes Fahrzeug: Motorrad SanSouPap, Baujahr 1928, Daniel Bourg, Lauterbach. al

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