Wenn Mahnungen daneben gehen

Völklingen/Köllertal. Wenn unsere Zeitung von Abiturfeiern berichtet, steht normalerweise Dankbarkeit und Freude im Mittelpunkt. Doch am vergangenen Montag, beim Bericht über die Feier des Völklinger Albert-Einstein-Gymnasiums mit über 100 Abiturienten, war eine Randnotiz fällig: "Am Ende des offiziellen Teils wurde die gute Stimmung etwas getrübt

Völklingen/Köllertal. Wenn unsere Zeitung von Abiturfeiern berichtet, steht normalerweise Dankbarkeit und Freude im Mittelpunkt. Doch am vergangenen Montag, beim Bericht über die Feier des Völklinger Albert-Einstein-Gymnasiums mit über 100 Abiturienten, war eine Randnotiz fällig: "Am Ende des offiziellen Teils wurde die gute Stimmung etwas getrübt. Als sich Pfaff darüber beschwerte, dass einige Schüler beim Abisturm über die Stränge geschlagen hätten, verließen die Preisträger während der Rede die Bühne", hieß es in der SZ. Doch diese Schilderung war aus Sicht von Schülern, Eltern und Angehörigen "noch völlig untertrieben". Schulleiter Wolfgang Pfaff habe bei seiner Rede ein bei einer Feier völlig inakzeptables Verhalten gezeigt, Schülerinnen und Schüler pauschal diffamiert, das Publikum so geschockt, dass Zuhörer Pfaffs Ausführungen mit Buhrufen quittierten und viele nach dem offiziellen Teil den Saal verließen. So lautet nahezu übereinstimmend die Kritik bei einer Reihe von Anrufen, Mails, Leserbriefen und persönlichen Besuchen, die in den vergangenen Tagen die SZ-Redaktion in Völklingen erreichte.Die Kritiker fanden es unter anderem geschmacklos, dass sich Pfaff im Zusammenhang mit Alkoholmissbrauch auf den tragischen Unfalltod eines Abiturienten aus Ottweiler bei einer Abschlussfahrt bezog. Und in Richtung Schüler sagte, ein "geistiges Reifezeugnis" könne er ihnen nicht ausstellen. Schulleiter Pfaff betonte dagegen, seine Rede habe sich "nicht auf die 95 Prozent der Schüler bezogen, die ordentliche Arbeit gemacht haben". Und dies habe er auch deutlich gesagt. Er habe "nur die fünf Prozent kritisiert, die den Schulleiter mit Wasserbomben beworfen haben, die den Unterricht gesprengt und die Toilettenanlage zerstört haben". Zur Vorgeschichte gehöre, dass er einen Abisturm verboten habe, nachdem Schüler erklärten, nicht ohne Alkohol und Wasserspritzen auszukommen. Der Sturm sei dann dennoch, eigenmächtig erfolgt. Wobei es dann auch zu besagtem Vorfall mit der Wasserbombe kam.Doch die Sichtweisen sind auch in diesem Punkt sehr unterschiedlich. Pfaff soll nur zufällig von Wasserspritzern getroffen worden sein, versichern uns Schüler, die dabei waren. Und ansonsten: "Falls er der Meinung ist, dass eine Attacke mit wassergefüllten Ballons gegen Lehrer nach einer bestandenen Abiturprüfung ein schreckliches Vergehen ist, empfehlen wir ihm, sich mal anzuschauen, was mit einem Bundesligatrainer nach Gewinn der deutschen Meisterschaft passiert", heißt es in einem Brief an Kultusministerin Annegret Kramp-Karrenbauer, für den jetzt Schüler und Eltern Unterschriften sammeln wollen. Dabei ist unter anderem Abiturient Heiko Spies aus Lauterbach, der sich und seine Mitstreiter "eigentlich zu den von Pfaff erwähnten 95 Prozent" zählt. Andere Eltern haben sich persönlich an die Ministerin gewandt. Wobei sie aber, wie andere Betroffene, ihre Namen nicht in der Zeitung lesen wollen, weil sie noch Kinder an der Schule hätten. Vor wenigen Tagen wurde ein 36 Sekunden langes Video mit Ton vom "Abisturm 25.6.09 AEG Völklingen" auf die Internet-Plattform You Tube gestellt. Es zeigt Szenen, wie Schülerinnen und Schüler rund um Autos vor dem Hofeingang des Gymnasiums aufmarschieren, während eine Menge Kinder vom Schulhof aus das Geschehen betrachten. Die Akteure rufen lautstark "Pfaff muss raus", und so lautet auch der Video-Titel. Doch es sollte vermerkt werden, dass Wolfgang Pfaff als Schulleiter auch erwünschte Erfolge hat: Mit 121 Neuanmeldungen fürs kommende Schuljahr ist so das Albert-Einstein-Gymnasium der klare Gewinner unter den weiterführenden Schulen der Region. "Und was passiert einem Trainer nach dem Gewinn der deutschen Meisterschaft?"Heiko Spies, Abiturient

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