Wenn es mit Deutsch noch hapert

Geislautern. Freitagnachmittag am Warndt-Gymnasium in Geislautern: Während sich viele Mitschüler ins Wochenende verabschieden, bleiben Esra Kivrak (12) und Fabienne Chandony (16) freiwillig noch eine Stunde länger. Einmal die Woche trifft sich Sprachpatin Fabienne mit ihrem Schützling Esra. Die Sechstklässlerin braucht noch etwas Unterstützung in Deutsch

Geislautern. Freitagnachmittag am Warndt-Gymnasium in Geislautern: Während sich viele Mitschüler ins Wochenende verabschieden, bleiben Esra Kivrak (12) und Fabienne Chandony (16) freiwillig noch eine Stunde länger. Einmal die Woche trifft sich Sprachpatin Fabienne mit ihrem Schützling Esra. Die Sechstklässlerin braucht noch etwas Unterstützung in Deutsch. "Um was geht es in dem Buch?", fragt die Patin. Esra hat mit ihrer Klasse den Roman Krabat von Otfried Preußler gelesen. Kurz und bündig erzählt sie die Geschichte des Zauberlehrlings, der mit Hilfe der Liebe die dunklen Mächte besiegt. Die Gesprächsatmosphäre ist entspannt, von Leistungsdruck keine Spur. "Wir haben uns direkt gut verstanden", erzählen die beiden Gymnasiastinnen gut gelaunt. Ihre Treffen sind weder Nachhilfeunterricht noch Hausaufgabenbetreuung. Und gepaukt wird schon mal gar nicht. Übungen zum kreativen Schreiben, erklärt die Patin, seien wichtiger als Diktate. So kommt es vor, dass Esra aus drei Stichworten, die eigentlich nicht zusammenpassen, eine kleine Geschichte stricken soll. Ihre anfängliche Schüchternheit hat die Sechstklässlerin abgelegt. "Ich traue mich mehr im Unterricht mitzuarbeiten", berichtet das Mädchen. Mit ihrer Partnerin unterhält sie sich auch über Hobbys, die Ferien und Zukunftspläne. Esra will Ärztin oder Lehrerin werden. Fabienne konnte während des Projekts bereits pädagogische Erfahrungen sammeln. Die Vorbereitungen auf die Treffen, berichtet sie, seien aufwändiger als erwartet. "Aber es macht Spaß", versichert die Zehntklässlerin und berichtet von dem Gefühl, Verantwortung zu übernehmen. Bei Problemen hat sie immer ein offenes Ohr für ihren Schützling. Zu Beginn des Schuljahrs 2007/08 startete das städtische Integrationsprojekt am Warndt-Gymnasium. Aktuell kümmern sich dort 23 ältere Schüler ab Klassenstufe zehn um jüngere Kollegen. Die Kooperation beschränkt sich nicht auf das eigene Haus, zwei weitere Gymnasiasten übernehmen Patenschaften für Drittklässler der Schlossparkschule. "Vorher zurückhaltende Schüler beteiligen sich mehr am Unterricht", berichtet Projektbetreuerin Carmen Fontaine vom gestärkten Selbstbewusstsein der Patenkinder. Nützlicher Nebeneffet: Die Noten haben sich ebenfalls verbessert. Der Erfolg in der Schule bleibt auch zuhause nicht verborgen. Lehrerin Kerstin Touchal-Bay berichtet von den positiven Reaktionen der Eltern: Die Kinder gehen gern zur Schule und sind stolz, einen älteren Ansprechpartner zu haben. Die Sprachpaten sind zufrieden, es gibt bereits Anfragen von Neuntklässlern, die im nächsten Schuljahr mitmachen wollen. Übungen zum kreativen Schreiben sind wichtiger als Diktate."Esra Kivrak, Patin

Auf einen BlickNeben dem Warndt-Gymnasium und der Schlossparkschule beteiligen sich das Marie-Luise-Kaschnitz-Gymnasium und die Grundschule Bergstraße an der "Aktion Patenschaft". Ab dem kommenden Schuljahr soll das Projekt auf weitere Schulen ausgeweitet werden. Deshalb sucht Sevim Tasci, die Integrationsbeauftragte der Stadt, nun außerschulische Sprachpaten. Erwachsene mit pädagogischer Ausbildung beziehungsweise solche, die Erfahrung im Umgang mit Kindern haben, sind angesprochen. Gesucht werden auch Vorlesepaten für Kindergartenkinder und jüngere Grundschüler.tan Kontakt unter Telefon (0 68 98) 13 24 42.

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